Eine Art Weihnachtsgeschichte

Das Jahr neigt sich mal wieder dem Ende zu. Sabrina und ich sitzen in diesen Tagen so oft es geht zusammen und lassen die Zeit Revue passieren. Mama und Oma versorgen uns mit selbstgemachten Plätzchen in rauen Mengen und abends sorgen Räuchermännchen für eine gemütliche Atmosphäre. Es geht uns gut nach dem letzten Abenteuer und wir genießen diese freien Tage, bevor Sabrina Anfang Januar im neuen Job durchstartet und ich Teil 2 von „Mit Wind und Sonne um die Welt“ in Angriff nehmen werde.

2015 war für uns eines der turbulentesten Jahre. Der zweite Aufbruch ins Ungewisse, viel Arbeit an Eos und ein wunderschöner Sommer in Frankreich. Nach der ersten Euphorie dann der Dämpfer in der Biskaya und die anschließende Suche nach dem richtigen Weg. Auf den Jakobsweg sind wir dabei durch Zufall gekommen. Eben weil er direkt am Hafen vorbei geführt hat und weil wir durch eine Freundin wussten, was die Jakobsmuschel am Wegesrand zu bedeuten hat. Dass wir dann kurze Zeit später Eos in Port Medoc abschließen, mit Rucksack auf dem Rücken los laufen, unterwegs zwei Mountainbikes kaufen und nach 46 Tagen tatsächlich am Kap stehen, das war mit das Beste was uns passieren konnte.
Der Camino, der Jakobsweg, er hat uns eine Menge gegeben. So viel, dass wir selbst heute noch immer wieder Momente haben, in denen wir einzelne Details erst so richtig realisieren. Einfach, weil diese 46 Tage so voll waren mit Erlebnissen, Begegnungen, Bildern und verschiedenen Gefühlen. Ein Auf und Ab, nicht nur in Gestalt unglaublich vieler Höhenmeter, nein, vor allem eine Gefühlsachterbahn, ähnlich wie beim Fahrtensegeln. Mit einem Unterschied: Segeln ist für uns in erster Linie eine Herausforderung für den Kopf und dabei leicht für den Körper, was die Anstrengung anbelangt. Pilgern empfinden wir dagegen um 180° verdreht. Federleicht für die Psyche und dabei schwer für die Physis. Beides hat seine Reize. Bei beiden Arten des Reisens gibt es Licht und Schatten. Ein Freund von uns hat dabei treffend angemerkt: „Nun, wenn das auf dem Boot umgekehrt ist, auch daran kann man ja arbeiten, genau wie der Körper sich allmählich an schwere Arbeit gewöhnt.“
Das wird eine der Aufgaben für die nächste Zeit. Wird vermutlich etwas länger dauern. Aber besser, als Eos zu verkaufen und den Traum vielleicht für immer aufzugeben. Davon sind wir zum Glück mittlerweile ziemlich endgültig wieder ab.
Also werden wir Eos 2016 erst mal nach Hause holen! Weiter aus dem Fenster lehnen möchte ich mich an dieser Stelle noch nicht. Wir planen noch…

In der Zwischenzeit hat sich noch etwas etwas ereignet. Wir haben vor einigen Tagen eine Karte nach Elguero geschickt. Wir waren uns allerdings nicht sicher, ob sie überhaupt ankommen wird, denn adressiert hatten wir sie an „unsere Freunde in Elguero“. Auf der Karte war auch ein Foto von Sabrina und mir, wie wir am Kap stehen. Wer uns also gesehen hat, konnte vielleicht etwas damit anfangen, so unsere Hoffnung.

Vorgestern hatten wir dann eine wunderbare Nachricht im E-Mail Postfach. Unsere Postkarte hat den Weg zu unseren Freunden gefunden und wir haben Weihnachtsgrüße aus Elguero bekommen, jenem Ort, an dem wir eine so unglaublich große Gastfreundschaft neben dem Jakobsweg erlebt haben. Von dort, wo wir spät abends, ohne Aussicht auf einen Schlafplatz, als Fremde aufgetaucht sind. Als Fremde, die nicht mal richtig Spanisch konnten. Man hat in diesem kleinen Dorf damals alles in Bewegung gesetzt, um uns zu helfen. Am Ende haben wir den Schlüssel für das Gemeindehaus bekommen und hatten einen sicheren Schlafplatz für die Nacht.

Frohe Weihnachten … und für alle, die nicht Weihnachten feiern, ein paar schöne freie Tage.

Viel Spaß mit dem Videoupdate #21:

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