Jakobsweg – Tag 16

Tagesetappe: 35 Kilometer / Gesamtstrecke: 489 Kilometer

IMG_20151008_140116-1024x768Auf nach Itziar!

Es ist noch kalt an diesem Morgen, aber seit Tagen regnet es endlich mal nicht. Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel herab und wir radeln vergnügt die paar Meter von unserem Zimmer im Nebengebäude zur Rezeption des Hotels, um auszuchecken. Dabei begutachtet ein älteres Ehepaar neugierig unsere Fahrräder und wir kommen schließlich ins Gespräch. Die beiden interessieren sich sehr für unsere Reise und ich erzähle, nicht ganz ohne etwas Stolz, dass wir bereits über 400 Kilometer weit gekommen sind. Die beiden kommen aus Israel und erkunden die spanische Nordküste mit dem Auto. Später kommen mir unsere 400 Kilometer kurz etwas mikrig vor, denn vor einigen Jahren haben sie selbst einige abenteuerliche Reisen gemacht. Die außergewöhnlichste Fahrt hat er mit einem Zweirad unternommen und ist von Kanada bis runter ans Kap Hoorn geradelt! Seine Frau hat ihn ab Ecuador begleitet.
Uns beeindruckt die Geschichte sehr und bald radeln wir motiviert in den Tag hinein. Der Jakobsweg wird kurz darauf wieder matschig, schmal und steil, aber er belohnt die Anstrengungen immer wieder mit wunderbaren Ausblicken und bilderbuchähnlichen Passagen.
Auf einer besonders schwierigen Abfahrt passiert es dann. Sabrina bleibt an einem Felsen hängen und fällt auf die Seite. Zum Glück an einer Stelle, an der es keinen Abhang neben dem Weg gibt. Nur ein paar kleine Kratzer am Bein und ein paar blaue Flecken trägt sie davon und wir sind beide froh, dass der Sturz so glimpflich ausgegangen ist.

Den weiteren Abstieg machen wir zu Fuß und begegnen bald einem Pilger aus Aachen. Er ist mit seinem Hund unterwegs, was den Schwierigkeitsgrad nochmal deutlich steigert. Eine ganze Weile gehen wir den Weg gemeinsam und unterhalten uns gut. Dann kommen wir wieder auf Asphalt und verabschieden uns.
Der Camino zeigt sich heute unheimlich vielseitig. Malerische Küstenabschnitte und verträumte Wälder geben sich den Wechsel. Es geht bergauf und bergab. Mal auf Asphalt, Schotter und Schlamm. Wir kommen vorbei an Orio, trinken einen Kaffee an der Strandpromenade in Zarautz und stehen in Getaria begeistert am Denkmal von Juan Sebastián Elcano, der auf der von Ferdinand Magellan gestarteten Expedition als erster Mensch die Welt umsegelt hat.
Weiter führt uns der Weg an der spektakulären Küste entlang nach Zumaia, einer Hafenstadt, die wir bereits aus den Seekarten und Beschreibungen anderer Segler kennen. Wieder einer dieser „Kloß im Hals“ Momente, aber diesmal auf die positive Art. Wir sind unheimlich froh, Zumaia auf dem Jakobsweg erreicht zu haben und radeln bald weiter.
Es geht wieder bergauf. Ein letztes Mal durch den Matsch, ein letztes hochschleppen der Räder und wir sind in Itziar. Hier bekommen wir zum ersten Mal einen Nachlass, weil wir Peregrinos, Pilger, sind. Statt 76€ zahlen wir in einem Hotel 45€ für die Nacht im Doppelzimmer.

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