Heimfahrt

Foto: Marcel Gottwald

Foto: Marcel Gottwald

Ja, eine richtige Heimfahrt war die Tour auf dem Rhein für mich definitiv. Denn hier habe ich alte Bekannte wieder getroffen und hatte auch Besuch von jemandem, der uns schon lange online begleitet.
Der Rhein selbst war ziemlich abwechslungsreich. So abwechslungsreich, dass man allein darüber mehr als einen Beitrag schreiben könnte. Interessant waren auf jeden Fall die vielen verschiedenen Abschnitte und Landschaften. Die Gebirgsstrecke um die Loreley herum war sogar ein klein wenig ruppig.
Die stärkste Strömung hatte der Rhein allerdings nicht, wie mir oft erzählt wurde, in der Gebirgsstrecke, sondern unterhalb der Schleuse Iffezheim bis etwa Mannheim. Dort hatte ich bei 5,5kn Fahrt durchs Wasser oft 10,5kn Fahrt über Grund. In der Gebirgsstrecke ging es meist mit 9,5kn abwärts. Maximum waren dort an Engstellen 10,0kn. Der Niederrhein fließt dann schon spürbar gemütlicher und hat Eos mit 8,5kn abwärts gleiten lassen. All diese Werte sind vergleichbar, da zu der Zeit, als ich auf dem Rhein war, nur minimale Wasserstandsänderungen zu verzeichnen waren.

In Karlsruhe haben mich Thomas & Enza und Monika & Jochen besucht. Thomas ist vor ein paar Jahren durch Zufall über einen Ebay-Kauf zu Sonnensegler.net gekommen und zählt zu den ersten Lesern überhaupt. Im Laufe der Zeit hat sich eine E-Mail Freundschaft daraus entwickelt. Auch basieren einige Modifikationen an Eos auf seinen Ideen oder wurden durch ihn positiv beeinflusst. Getroffen hatten wir uns bis zu diesem Tag allerdings noch nie. Umso größer war die Freude, als es dann hier in Karlsruhe relativ spontan geklappt hat!

Besuch an Bord
Am gleichen Tag sind auch Monika & Jochen zu mir nach Karlsruhe gefahren. Das erste Mal haben wir uns letztes Jahr in Port Medoc, auf ihrer SY Saint Brendan getroffen und einige Zeit zusammen im Hafen verquatscht. Jochen hat uns damals gezeigt, wie man mit einem Sextanten seine Position bestimmt. Siehe: Zeit in Port Medoc
Dieses mal zusammen auf Eos in einem Hafen am Rhein einen Tag gemeinsam zu verbringen war wirklich klasse. Vor allem hatte ich jetzt auch zwei erfahrene Segler, mit völlig unterschiedlichen eigenen Booten an Bord, die ich um Rat fragen konnte. Es kamen auf jeden Fall ein paar interessante Gespräche und Erkenntnisse dabei rum. Kurzkieler gegen Langkieler und trotzdem haben sich alle vertragen. War ein gelungener Tag und Abend.

Auf dem Rhein, manchmal etwas ruppig... Auf dem Rhein...

Am 24.07. bin ich dann weiter den Rhein runter bis nach Eich und habe dort eine Nacht mitten im Eicher See an einer Mooringboje festgemacht.
Einen Tag später bin ich nach Koblenz gefahren. In Mainz habe ich leider jemanden verpasst, weil ich die Nachricht zu spät gelesen habe.
Aber nicht lange nachdem die Leinen in Koblenz fest waren, hat mich dort recht kurzfristig Guido Dwersteg an Bord besucht. Die Geschichte, wie wir ihm vor über zwei Jahren zum ersten Mal über den Weg gelaufen sind, werden bestimmt viele noch kennen, ich verlinke sie trotzdem mal: Zwei Monate an Bord

Mit Guido durch Koblenz
Auf jeden Fall habe ich mich sehr gefreut ihn hier wieder zu treffen. Nur sein Buch hatte er leider nicht dabei und ich wollte unbedingt eins haben. Also sind wir mit seinem Auto losgedüst. Unterwegs noch schnell in einen Laden rein. Brot für Guido, Cola für mich. Dann weiter durch Koblenz und schließlich zu Guidos Wohnung.
Jetzt hatte ich auch ein Buch und weil ich schon mal da war, durfte ich auch gleich bei Guido & Ruth zum Abendessen bleiben.
Später hat er mich wieder zurück zum Boot gefahren. War ein sehr cooler Abend mit den beiden.

In den nächsten drei Tagen habe ich mich langsam weiter stromabwärts gehangelt und nahezu jeden Hafen nach einem Mastkran abgesucht. Die Durchfahrtshöhe unter den Brücken hatte ich jeden Tag für den jeweiligen Pegel ausgerechnet und sie waren seit Koblenz ganz knapp OK für Eos mit Mast und Antenne. Am Niederrhein würde Eos sogar knapp 2m Luft nach oben haben.
Nur einen Mastkran gab es weit und breit nicht. Bis Neuss nicht. Dort hatte ich dann endlich einen Kran in einem Kanal entdeckt. Das Gerät sah im Fernglas vielversprechend aus. Also bin ich beigedreht, hab gegoogelt und den Besitzer, vor dem Kran treibend, angerufen. Aber der wollte nicht so richtig und hat auf einen Hafen in Düsseldorf verwiesen. Also nicht lange diskutiert und weiter.
In Düsseldorf habe ich schließlich beim Düsseldorfer Yacht Club angelegt, Mastkran inspiziert und für gut geeignet befunden. Im Verein gefragt, ob das Boot, was vor dem Kran liegt, verlegt werden könnte? Absage bekommen, weiter gefahren!
Irgendwann war ich dann in Krefeld beim Krefelder Yacht Club. Mein letzter geplanter Hafen, bevor ich in Wesel, unserer Heimatstadt, einlaufen wollte. Die Sache mit dem Mast hatte ich hier bereits mehr oder weniger abgeschrieben, aber in einer Ecke dieses wirklich hübschen Hafens stand er. Der möglicherweise letzte Kran vor Wesel. Etwas rostig, ein wenig zu klein und mit abgebrochener Kurbel. Die Dame im Verein meinte: „Der wurde schon Jahre nicht mehr benutzt.“
Also den Hafenmeister gefragt, ob ich bitte, bitte darf. Natürlich auf mein Risiko…
Er hat „Ja“ gesagt und ich hab über beide Ohren gestrahlt.

Schnell ein wenig rumgerechnet, mich zur Probe an das alte rostige Stahlseil gehängt und zweimal reingewippt. Ok, das Ding hält! Hat nur leider keine Kurbel mehr…

Hoch damit

Einige Stunden später stand der Mast! Ich war absolut am Ende meiner Kräfte aber überglücklich. Hatte ihn schließlich am Stahlseil von Hand in vielen kleinen Schritten nach oben gewuchtet. Soweit, bis ich mit der Großschot über das Vorstag ziehen konnte.
Am nächsten Tag alles ordentlich eingestellt, Segel angeschlagen, aufgeräumt.
Eos war nun so, wie ich mir das vorgestellt und erhofft hatte. Ein Segelboot und keine Baustelle mehr!

Der Mast steht!
Ich dagegen hatte Muskelkater bis in den Kiefer hoch. So eine Anstrengung war ich einfach nicht gewohnt nach dem wochenlangen Bewegungsmangel. Aber es war mir egal. Hauptsache Eos ist wieder ein Segelboot.

Am 30.07. sind wir schließlich los. Wir, die Eos und ich!
An diesem Tag bin ich mit einem dicken fetten Kloß im Hals raus auf den Rhein. Dieser Tag sollte der letzte Tag allein mit Eos werden. Noch einmal Einhand mit ihr unterwegs. Eine letzte Etappe, bevor sich der Kreis schließt und wir die alte Kurslinie von 2013, kurz vorm Weseler Yachthafen, kreuzen. Traurigkeit und Vorfreude im permanenten Wechsel. Traurigkeit, weil diese Reise nun bald zu Ende ist und die Vorfreude darüber, endlich Sabrina wieder zu sehen. Meine Familie, den neuen Hund meiner Eltern, den ich bisher nur von Fotos kenne…
Eine Gefühlsachterbahn war dieser Morgen auf dem Rhein.

Ab Rheinberg ging es dann wieder. Denn ab hier hat mich Marcel mit seinem Motorboot begleitet. Darüber habe ich mich besonders gefreut. Und so sind wir zusammen ganz gemütlich den Rhein runter in Richtung Wesel geschippert.

Foto: Marcel Gottwald

Foto: Marcel Gottwald

Kurz vor der Rheinbrücke habe ich meine Eltern und meine Nichte mit einem Plakat im Fernglas entdeckt, kurz nach der Brücke kam uns ein Segelboot entgegen. Das erste Boot unter Segeln seit ich Frankreich verlassen hatte! Es war Thomas, den ich mal auf Guidos Vortragsabend in Rheinberg  getroffen hatte.
Und so sind wir mit drei Booten in den Weseler Yachthafen eingebogen. Nach der Wende noch schnell die Genua gesetzt und ein kleines Stück in Richtung Steganlage gesegelt.

Im Yachthafen Wesel

Es war ein kleiner aber feiner Empfang am Steg. Sabrina natürlich, die ich zuletzt im Mai gesehen hatte, meine Familie und Freunde.
Sabrina und meine Mama haben noch den Steg geschmückt und der Yacht-Club Wesel hat Eos und mich sehr herzlich in Empfang genommen.

Eos in Wesel

Foto: Marcel Gottwald

Foto: Marcel Gottwald

Marcel, Sabrina, Nico

Später am Abend haben wir uns wieder verteilt. Marcel ist zurück nach Rheinberg, ich hab meine Oma besucht und habe Eos zum ersten Mal seit über 4 Monaten ganz allein eine Nacht im Hafen zurück gelassen.

Am nächsten Tag sind Sabrina und ich zusammen nach Rees gesegelt. Der letzte Törn dieser langen Reise mit Eos. Witzigerweise war in diesen zwei Stunden so ziemlich alles an Wetter dabei, was man sich wünscht oder auch nicht. Flaute, Sonnenschein, halber Wind mit 4 Bft und Gewitter mit viel Wind gegenan. Hat Spaß gemacht, selbst das Gewitter. Wir haben es sowas von genossen, unser Boot zusammen zurück in den Heimathafen zu bringen, dass selbst der Regen nicht gestört hat.

Am 31.07.2016 um 16:18 Uhr waren sie wieder fest, die Leinen, die wir dort beim Rheinberger Yacht Club am 08.06.2014, um kurz nach 13 Uhr gelöst hatten. Die Achterleinen waren sogar noch exakt dieselben.
Wir hatten uns nicht angekündigt und sind ganz langsam in den Hafen geschlichen. War ein sehr schönes Gefühl wieder hier zu sein und die bekannten Gesichter wieder zu sehen.

Leinen fest in Rees

Am Abend sind wir dann nochmal raus auf den Mahnensee mit Eos. Denn meiner kleinen Nichte hatte ich vor längerer Zeit mal versprochen, dass ich Eos zurück bringe und wir dann eine Runde auf dem See drehen…

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