Nach einem langen hin und her und jeder Menge Kilometer mit dem Faltrad, gab es am Abend des 13. Juli endlich eine Freigabe, die Schleuse 25 und anschließend den Erdrutsch zu passieren. Eine inoffizielle Ausnahme war das. Das OK kam allerdings so spät, dass ich zunächst dachte, es nicht mehr vor Schließung der Schleusen um 19 Uhr zu schaffen. Also ganz schnell abgelegt, den bereits vorgeheizten Bukh aufgedreht, zur Schleuse gesprintet und um 19:02 Uhr wieder aus der Kammer gefahren.
Geschafft, endlich weiter!
Am Erdrutsch bin ich danach ganz langsam vorbei getuckert, habe vor der nächsten Schleuse am Warteponton festgemacht und bin recht früh in die Koje gefallen.
Die Tage danach war Meilen machen bzw. klettern angesagt. Erst nach oben, bis zur Scheitelhaltung auf 345 Metern über dem Meer, dann wieder abwärts, dem Rhein entgegen. Zwei Tage war ich dabei zusammen mit der „Sharps Landing“ von Truus & Steve in den vielen Schleusen unterwegs. Die beiden wollten nach der langen Wartezeit ebenfalls so schnell wie möglich weiter.
Steve & Truus sind die ersten waschechten Weltumsegler, denen ich begegnet bin. Die beiden haben in den 70ern mit dem Segeln in Kanada und den USA angefangen und waren schließlich in den 90ern mit ihrem Katamaran einmal herum um die Erde! Die Geschichten am Abend an Bord der Sharps Landing hatten es in sich!
Seit einiger Zeit sind die beiden nun mit ihrem Hausboot in Europa unterwegs und Steve beschreibt das ganze so:
„Das Fahrtensegeln nenne ich Makrocruising. Du segelst eine Weile, besuchst neue Orte, triffst Menschen. Hier mit dem Motorboot auf Flüssen und Kanälen, das ist Microcruising. Du fährst eine Weile, besuchst neue Orte, triffst Menschen. Was von beiden ist besser? Beides ist schön.“
Und so trennen sich unsere Wege leider auch nach zwei schönen Tagen schon wieder, wie eben beim Cruising üblich.
Ich fahre weiter bis Kembs. Hier lege ich einen Pflege- und Waschtag ein. Klamotten waschen, Eos pflegen und mich natürlich auch.
Kembs hat eine besondere Attraktion im Hafen: Zahme Nutrias und diverse Sorten Wasservögel. Die Tiere werden natürlich von den Touristen gefüttert und gedeihen prächtig. Es gibt sogar einen Albino Nutria. Ein regelrechter Wasserzoo ist das.
Während ich mich in Kembs ums Boot kümmere, warte ich nebenbei auch noch auf eine Postsendung von Sabrina. Eigentlich war es eine Schnapsidee. Ich hatte zwar keinen Schnaps, aber einen halben Becher Wein getrunken, als mir die Idee in den Sinn kam. Wie wärs mit einem kurzen Abstecher in die Schweiz, dachte ich.
Sabrina war sofort begeistert. Sie hat die Gastlandflagge genäht und in den Hafen Kembs geschickt, als ich noch im Kanal unterwegs war.
Jetzt musste ich ja im Prinzip. So richtig Lust hatte ich eigentlich nicht. Aber wahrscheinlich wird es so schnell nicht noch einmal möglich werden, mit einem Segelboot in die Schweiz zu fahren.
Also bin ich am 19. Juli, kurz nachdem die Post da war, in Richtung Schweiz gestartet. Vor der Schleuse zum Rhein, oder genauer gesagt, zum Rhein-Seitenkanal, musste ich nicht lange warten, dann war noch einmal bergauf quälen, ganz dicht am Ufer angesagt. Durch die Rheinschleuse in Kembs ging es ohne Wartezeit noch ein letztes Mal aufwärts. Am Nachmittag waren die Leinen im Rheinhafen Basel fest und die rote Gastlandflagge mit dem weißen Kreuz hing an Steuerbord unter dem Geräteträger.
Basel ist quirlig und schön. Mehr kann ich nach einer so kurzen Zeit nicht über die Stadt sagen. Ich bin nur schnell mit dem Rad eine Runde gedreht. Für mehr war leider keine Zeit.
An den folgenden drei Tagen ging es wieder bergab. Superschnell war Eos dabei. Bis zu 10,4kn über Grund hatten wir auf dem GPS Log. Ebenfalls superschnell bin ich durch die Schleusen auf dem Rhein gekommen. Ich musste nur ein einziges Mal ein paar Minuten warten. Sonst hat es immer so gepasst, dass ich mit demselben Binnenschiff durch mehrere Schleusen durch bin. Nachdem das Tor offen war, bin ich in der Beschleunigungsphase an den großen Pötten lange dran geblieben. Im mittleren Teil von Schleuse zu Schleuse konnte ich den Speed nicht halten, aber die Großen müssen viel früher bremsen und wer später bremst, gewinnt bekanntlich. Also hat es dann immer so gepasst, dass ich quasi mit Vollgas bis kurz vor den Schwimmpoller in der Schleuse gefahren bin und auch die Binnenschiffe nicht auf mich warten mussten.
Über die Zeit auf dem Rhein und den Besuch an Bord berichte ich demnächst.