Tagesetappe: 36 Kilometer / Gesamtstrecke: 444 Kilometer
Was wir heute erleben, toppt mal wieder alles bisherige.
Angefangen hat es mit Sonnenschein, bei 23 Grad Celsius am Morgen. Also gemütlich aus der Stadt geradelt und ab auf den Jakobsweg. Die erste Stunde steil bergauf geschoben, lehmig, aber nicht rutschig. Der Schweiß fließt in Strömen, es ist wie im Hochsommer.
Oben auf dem Guadalupe angekommen, treffen wir zwei Mountainbiker, sie raten uns vom Weg ab, wir fahren trotzdem weiter und hier oben geht das auch ziemlich gut. Der Untergrund ist mal felsig, mal lehmig aber wirklich gut zu fahren. Auch die Steigungen halten sich in Grenzen und die Aussicht auf das Tal und die Bucht ist großartig. Wir treffen die ersten Pilger, ein junges Paar aus Litauen, einen Dänen und später am Tag eine junge Frau aus München. Ab jetzt heißt es nicht mehr „Ne Handbreit Wasser unterm Kiel“, sondern „Buen Camino“.
Leider hält das schöne Wetter nicht lange an. Mit einem Donnerschlag ist es vorbei mit Sommer und der Himmel öffnet seine Pforten. Es regnet, donnert, blitzt. Und es wird ziemlich kühl.
Als wir in Pasaia ankommen, sind wir durchgeweicht und durchgeforen. Der erste Satz Schuhe lässt sich ausschütten.
Unter einem Vordach ziehen wir was trockenes an und wechseln auf die Wanderschuhe. Laut Wetterbericht soll am Nachmittag etwa 1mm Regen zusammen kommen. 1mm pro Minute trifft es eher. Da es nicht danach aussieht, dass sich an der Lage in den nächsten Stunden etwas ändert, ziehen wir wieder unsere Regencapes über und fahren weiter. Nach ein paar Metern bringt uns ein Fährboot rüber auf die andere Seite. Es geht wieder steil bergauf und irgendwann auf einen Weg, wie wir ihn uns vor dieser Reise immer gewünscht haben. Ein 30cm schmaler Pfad, direkt am Abgrund, 100% Steigung, treppenähnliche Aufstiege aus Naturstein, grandiose Aussicht. Blöd nur, dass sich der Pfad mittlerweile zum Matschbach verwandelt hat und wir mit Fahrrädern hier sind. „Ne Handbreit Wasser unterm Kiel“ passt jetzt doch wieder. Aber wir kämpfen uns immer weiter durch das Auf und Ab. An manchen Stellen können wir die Räder nur zu zweit hochwuchten.
Als es nach Stunden wieder an den Abstieg geht, bringen uns die Räder auch nichts. Zu steil und zu rutschig zum fahren.
Kurz vor Donostia kommen wir wieder in die Zivilisation und begegnen einer Ziegenhirtin. Sie deutet immer wieder abwechselnd auf den Weg hinter uns und auf die Fahrräder. Wir verstehen sie nicht, aber sie ist regelrecht geschockt. Wir haben das Gefühl, sie hält uns für irre.
In Donostia empfinden wir es wieder als mollig warm. Wir kommen an einem Thermometer vorbei, es zeigt 15 Grad Celsius.
Wir radeln zügig durch die Stadt. An einer Herberge überlegen wir kurz, entschließen uns dann aber dazu noch etwas weiter zu fahren. Nach ein paar Kilometern bergauf wollen wir in einer Pension übernachten. Leider sind alle Betten ausgebucht. Wir stehen vor der Wahl. Bergab und zurück zur Herberge oder weiter bergauf zum nächsten Hotel. Das Hotel liegt näher an Santiago de Compostela. Zurückfahren würde sich irgendwie mies anfühlen. Also Scheinwerfer und Rücklichter an und nochmal 4 Kilometer bergauf schieben.
Wir erreichen unser Ziel und bekommen noch ein Zimmer. Wann das war, kann ich nicht sagen, meiner Uhr war der Regen auch zuviel, sie ist irgendwann vollgelaufen und einfach stehengeblieben.
Als es in unserem Zimmer ans auspacken geht, haben wir kurz keine Lust mehr. Alles ist klatschnass. Auch die Packtaschen haben dem Dauerregen nicht standgehalten. Zum Glück lagen die empfindlichen Sachen extra verpackt in Ziplock-Tüten in den Taschen.
Unsere Fahrräder haben die Etappe gut überstanden, brauchen aber morgen etwas Pflege. Die Bremsen sind am Ende und müssen nachgestellt werden. Einige Stellen haben viel Matsch und Schlamm abbekommen.