Eigentlich wollte ich erst wieder etwas schreiben, wenn wir zurück in Wesel sind. Aber jetzt sitzen wir gerade hier an Bord, knabbern ein paar Chips und hören alte Lieder. Die selben Songs, aus dem selben Radio, welches die Musik bis vor kurzem noch auf See gespielt hat!
Ja, wir sind auf Eos!
Hier angekommen sind wir gestern Nachmittag. Nach knapp 1.100 Kilometern und etwa 14 Stunden Fahrt, durch ein anderes Europa als beim letzten Mal. Vorbei an gut gesicherten Grenzen, Mautstellen und durch ein Paris, dem man die jüngste, traurige Vergangenheit angesehen hat.
Von Royan sind wir dann mit der Autofähre nach Port Bloc übergesetzt. Etwas Dünung hat das Schiff ein wenig zum rollen gebracht und Sabrina hat über beide Ohren gestrahlt. Danach noch um zwei, drei Ecken und wir waren da. Mit dem Auto meiner Mama, weil unser eigenes bereits zwei Wochen nach dem Kauf, wegen eines Elektronikfehlers, momentan nicht fahrbar ist.
Das Ankommen war Klasse! Eos war in sehr gutem Zustand. Nur ein wenig Grünspan im Cockpit und ein paar Vogelkleckse. Sonst alles in Ordnung.
Heute war dann ausräumen angesagt. Deshalb sind wir hergekommen. Ging anfangs noch ganz gut. Wir waren zwar beide recht still, aber es ging. Irgendwann ist mir dann rausgerutscht: „Weißt du noch, letztes Jahr im Ärmelkanal, wie schön das war?“ …
Kurz darauf haben wir zwei neue Nachbarn kennengelernt. Zwei Freunde in Rente, die gerade an ihrem Boot arbeiten. Wenig später sitzen Francis und Laurent bei uns an Bord. Die beiden haben selbstgebackenen Kuchen und eine Flasche französischen Rotwein mitgebracht. Wir quatschen über alles mögliche, tauschen Adressen aus und verabschieden uns schließlich wieder.
Zurück in der Kajüte, vor den halb gefüllten Kisten, geht dann nichts mehr und das lag nicht am Wein. Sabrina fragt mich, ob wir nicht auch wegen solcher Momente wie gerade eben diese Art des Reisens so sehr mögen. Wir fangen an zu diskutieren, überlegen. Wir reden über alles erlebte, heulen. Etwa zwei Stunden lang. Dann eine Bauchentscheidung. Alles wieder raus aus dem Auto, lass sie uns noch ein paar Monate behalten, alles nochmal in Ruhe überlegen!
Also holen wir einen Teil der Sachen raus aus dem Auto, werden aber so langsam wieder wach und merken, dass wir da gerade etwas dummes tun. So wie bei einer alten Liebe, der man nachtrauert. Unsere Liebe heißt Eos und nachdem wir die zweite Heulrunde hinter uns hatten sind die Kisten endgültig im Auto gelandet. Wer uns gesehen hat, muss sich gefragt haben, ob wir noch ganz dicht sind.
Jetzt sind wir müde, sitzen hier an unserem Lieblingsplatz, hören alte Lieder von Mike Oldfield und genießen es, dass Eos sich ganz leicht in ihrer Box bewegt. Noch ein paar Tage wenigstens.