Castets-en-Dorthe – Lagruère

IMG_5137 Schleuse Garonne Seitenkanal19.04.2016

Vignette ist gekauft, es geht los! Ich bin etwas aufgeregt. Heute soll ich also zum ersten Mal, ganz allein durch eine Schleuse. Ohne Schleusenwärter und ohne fremde Hilfe.
Bei der ersten Schleuse bekomme ich allerdings noch Unterstützung. Der Hafenmeister aus Castets-en-Dorthe lässt es sich nicht nehmen, mit dem Fahrrad bis zur Schleuse nebenher zu fahren und in der Kammer meine Leinen anzunehmen, um die Poller zu legen und sich um die Vorleine zu kümmern, während ich die Heckleine nachführe. Klappt wunderbar und geht ziemlich schnell. Eos liegt dabei hinten in der Kammer. Dort ist das Wasser relativ ruhig.
Die ganze Aktion dauert von Einfahrt bis Ausfahrt genau 12 Minuten, inklusive Smalltalk und Verabschiedung. Eos wird dabei um 3,32m angehoben.
Weiter geht es durch den Kanal, der sich jetzt so präsentiert, wie ich ihn von Fotos aus den Büchern kenne. Wunderschön anzusehen ist das. So langsam werden die Bäume immer grüner und die Landschaft zieht im Schneckentempo an mir vorbei. Leider ist der Kanal in manchen Abschnitten mit Algen und Pflanzen zugewuchert. Bis an die Wasseroberfläche reicht das Kraut stellenweise und bremst uns aus. Die Geschwindigkeit sackt ab und Eos wühlt sich durch den grünen Unterwasserwald. Ich mache mir sorgen um die Kühlung und den Propeller. Es funktioniert aber alles ohne Probleme. Nur ab und zu zieht Eos in eine Richtung, wenn wir uns einen Algenbatzen mit einem der Kiele eingefangen haben.
Nach einer Weile bin ich vor der nächsten Schleuse. Man muss vor der Kammer einen Stab, der an einem Seil quer über den Kanal hängt, eine Viertelumdrehung nach rechts drehen. Damit fordert man die Schleuse an. Je nach dem, ob die Kammer leer oder gefüllt ist, muss man mehr oder weniger lange warten.
Ich habe Glück, die Kammer ist leer, die Tore öffnen sich und die Ampel schaltet auf grün. Langsam fahre ich Eos hinein, mache mit der Mittelleine an der Leiter fest, schnappe mir Vor- und Achterleine und klettere damit nach oben. Dort lege ich die Leinen um die Poller, klettere wieder runter, belege dort an den jeweiligen Klampen an Deck, löse die Mittelleine wieder von der Leiter und habe das Glück, dass jemand für mich den Knopf oben drückt und ich nicht nochmal hochklettern muss.
Jetzt schließen sich die Tore hinter Eos und das Wasser schießt vorne in die Kammer. Ich nehme während der Schleusung immer wieder die Achterleine dicht und halte Eos damit schön nah an der Wand. Geht ziemlich gut. Anschließend Leinen lösen und raus fahren.

Weiter geht’s. Weiter durch den Algenwald und der nächsten Schleuse entgegen. Hier bin ich nun wirklich ganz allein. Und auch hier wieder: Aufstoppen, Mittelleine an die Leiter, hochklettern, runterklettern, hochklettern, Eos halten, rausfahren. Geht viel einfacher als gedacht, wie sich heute gezeigt hat. Im Laufe des Tages sehe ich der ganzen Schleuserei recht entspannt entgegen. Ich werde schneller und gelassener. Es läuft wirklich gut und ich bin mit der Zeit über jede Schleuse froh, bringt sie doch Abwechslung in die Kanalfahrt.

Abends mache ich an einem Minianleger mit Restaurant in Lagruère fest. Eigentlich muss man hier für die Nacht bezahlen und bekommt Strom und Wasser. Allerdings liegt noch das Laub vom letzten Herbst und niemand ist da. Ok, dann halt kostenlos und abgeschieden.

Das einzige was Eos heute Probleme bereitet hat, war das Kraut im Kanal und die geringe Wassertiefe vor dem Anleger. Ich komme nicht näher als einen halben Meter heran, dann sitze ich mit einem Kiel auf.

21,9 Seemeilen und 8 Schleusen geschafft.

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