Am 30.04. fahre ich, mal wieder bei Regen, nach Carcassonne. Mittlerweile bin ich dieses Wetter gewohnt. Habe mein Zelt über den Mast gelegt und stehe darunter, dick eingepackt in Ölzeug. In Südfrankreich, ein paar Stunden vorm 1. Mai.
Die wenigen Schleusen bis Carcassonne sind schnell gemacht. An einer treffe ich auf Metin, den Schleusenmeister. Wir unterhalten uns zunächst auf Englisch, dann meint er, dass sein Deutsch wesentlich besser sei und wir plaudern über seine Zeit in Bremen, Frankreich und den Job am Kanal. Hätte gerne länger dauern können, aber ich muss weiter und mache gegen Mittag endlich in Carcassonne fest.
Geschafft!
Carcassonne war mein großes Ziel dieser Reise für den 30. April. Hier wollte ich mich mit Sabrina treffen.
Am Abend kommt sie, nach einem 1.300 Kilometer Nonstop Etmal, mit unserem Auto hier an. Endlich wieder zu Zweit an Bord!
Die Zeit nach dem Wiedersehen wurde allerdings von der Nachricht über den plötzlichen, unglaublich frühen Tod eines guten Freundes überschattet. Die Stimmung an Bord ist stark getrübt. Wir bleiben noch zwei Tage im Hafen und fahren dann mit gemischten Gefühlen weiter in Richtung Mittelmeer. Sabrina mit dem Auto von Schleuse zu Schleuse nebenher, oder ich im Auto und Sabrina mit Eos im Canal-du-Midi.
Es fällt schwer, Spaß dabei zu haben. Trotzdem freuen wir uns über die kurze Zeit gemeinsam.
Sabrina fährt Eos zum ersten Mal Einhand und obwohl sie schon lange nicht mehr mit ihr unterwegs war, klappt alles wunderbar.
Nur der Tag an den Schleusen in Beziers läuft überhaupt nicht rund. Wir brauchen etwa 5 Stunden für die Schleusentreppe und die anschließende einzelne Schleuse im Ortskern. In den 5 Stunden müssen wir etwa 4 Stunden warten. Koordination? Information? Fehlanzeige.
Das Gelände um die Treppe selbst ist eine große Baustelle, komplett abgeriegelt, mit hohen, abgeschlossenen Zäunen. Sabrina braucht etwa eine Stunde, um zum Boot zu kommen. Es gelingt am Ende nur, weil der Kapitän einer großen Peniche sie mit seinem Schiff von der einen zur anderen Seite übersetzt.
Am Ende dieses Tages, am 05. Mai, erreichen wir im Prinzip das Mittelmeer. Eos wird an den Erdnägeln, etwa 1,5 Kilometer vom Meer entfernt, im Kanal festgebunden und wir bleiben zwei Tage hier, bevor Sabrina wieder mit dem Auto zurück nach Deutschland fährt.
Ich überlege, ob ich Eos eine Weile allein im Kanal lasse und mit zurück fahre, aber entscheide mich schließlich schweren Herzens dagegen und bleibe an Bord.