Am 23.04. haben wir Kilada, mit ein paar Tagen Verspätung, verlassen. Die beseitigten und neuen Baustellen hier aufzulisten erspare ich euch und uns an dieser Stelle, denn es waren nochmals einige!
Während dieser Baustellentage ist es uns trotzdem gelungen, wenigstens einen kleinen Landausflug zur prähistorischen Höhle auf der anderen Seite der Bucht zu machen. Ziemlich interessant und touristisch noch unentdeckt. Erschlossen ist die Höhle wirklich gut, mit einem kleinen Steg für Ausflugsboote und schönen Wegen. Nur weiß das bisher anscheinend kaum jemand. Wir waren die einzigen Menschen dort und in der gesamten Zeit, die Nomade in der Bucht von Kilada war, habe ich nicht ein einziges Boot dort anlegen sehen.
Nun aber zum ersten richtigen Törn mit Nomade an diesem Sonntag im April. Es war ein reiner Motortörn. Zum segeln hatten wir zu wenig Wind und das war fürs erste Mal auch gut so. Es gab auch unter Maschine genug zu testen und zu erfassen.
Unterwegs hatten wir bereits nach kurzer Zeit das große Glück, von zwei Delfinen begleitet zu werden und wenige Stunden nach dem Start in Kilada haben wir den Anker in der Bucht von Porto Cheli wieder fallen lassen.
Delfine, Sonne und nicht die geringsten Anzeichen von Seekrankheit, trotz etwas Rollerei durch Restdünung. Ein gelungener Start.
Am nächsten Morgen sind wir gleich weiter. Heute wollten wir 32 Seemeilen bis Poros schaffen.
Die ersten 15 Meilen gab es, wie angekündigt, nur Flaute. Ab der Passage zwischen den Inseln Hydra und Dokos setzte Nordostwind ein, der durch den Düseneffekt zwischen den beiden recht hohen Landmassen, mit etwa 5 Windstärken eine etwas kabbelige See verursachte. Nomade war davon völlig unbeeindruckt. Lediglich die Geschwindigkeit ging um etwa einen halben Knoten zurück bis wir durch waren.
Nach dieser Düse konnten wir Segel setzen, bzw. ich hab sie gesetzt, während Sabrina Nomade gesteuert hat. Vom Handling bin ich ziemlich angetan. Sowohl die Winschen, als auch das gesamte drum herum geht deutlich besser von der Hand, als ich das von Eos gewohnt war. Bei etwas Seegang war das immer ein anstrengender Akt, am Mast zu arbeiten oder auf dem Vordeck zu hantieren. Auf Nomade macht mir das richtig Spaß. Selbst auf dem Bugspriet an der Rollanlage zu basteln ist bei normalem Seegang kein Problem.
Probleme gab es allerdings mit den Segeln. Einige Holepunkte waren noch nicht optimal und das Besansegel ist ziemlich ausgelutscht. Die Genua ließ sich wegen einer Blockade, die ich auf See nicht beseitigen konnte, leider nur zur Hälfte ausrollen und stand entsprechend mies. Das Großsegel ist ok.
Trotz dieser Probleme und mittelmäßiger Fahrt im Schiff, tat es unheimlich gut Nomade zu segeln. Und es tat gut, bis auf das Steuern, allein mit dem Schiff umzugehen. Das wollte ich unbedingt ausprobieren und ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass Nomade mit Steuerunterstützung durch den Autopiloten auch unter Vollzeug gut Einhand zu segeln ist.
Während ich also die meiste Zeit außerhalb des Cockpits oder mit den Schoten beschäftigt war, hatte Sabrina ihre Freude am Steuerrad. Gefällt ihr viel besser, als die Pinnensteuerung. Nur Böen lassen sich nicht so gut in Höhe verwandeln, meint sie, eher etwas scherzhaft. Das ging mit der kleinen, leichten Eos besser. Bis Nomade sich mal bewegt hat, ist die Böe schon durchgezogen.
Irgendwann war dann der Punkt gekommen, an dem die Segel wieder runter mussten und der Volvo erneut seine Stärken zeigen durfte. Ein Kap mussten wir noch umrunden, bevor Poros angesteuert werden konnte und dieses Kap hat für ordentlich Wind und Seegang gesorgt. Knapp 6 Beaufort genau auf die Nase und entsprechender Seegang haben Nomade… überhaupt nicht beeindruckt! Man hatte das Gefühl, die See zu pflügen. Was mit Eos Schwerstarbeit bedeutet hätte, war mit diesem Stahlschiff und dem Volvo ein Leichtes. Ihr hättet das Grinsen in unseren Gesichtern sehen müssen. Noch nie zuvor hat uns Gegenanbolzen unter solchen Bedingungen Spaß gemacht. Sabrina dazu: „Und sie knarzt nicht mal!“
Kurz nach dem Kap hat sie dann doch etwas geknarzt, bzw. ein paar Kleinigkeiten sind ins rutschen geraten, als eine unpassende, leichte Dünung von schräg achtern Nomade zum rollen gebracht hat. So etwas macht auf keinem Schiff Spaß, aber es war ja nur für kurze Zeit.
Die Durchfahrt nach Poros war dann ein Highlight. Es kommt einem vor, als fährt man in eine Flussmündung hinein. Das Gewässer dahinter hat eher den Charakter eines Sees, als den einer Bucht.
An der Pier, direkt vor der Promenade, haben wir dann mit Buganker und Heckleinen angelegt. Zum ersten Mal in unserem Leben und das auch noch mit einem neuen Boot. Ein Glanzstück war das nicht, aber es hat beim ersten Mal geklappt.
Der Ort ist selbst jetzt im Frühjahr touristisch bereits stark frequentiert. Die Pier war abends voll und belebt. Ein Eis haben wir uns nach dem Anleger auch mal gegönnt. Liegegebühr für Nomade: 7,39 € pro Nacht.
Hier wären wir gerne länger geblieben, aber uns hat es stark nach Norden gezogen. Denn es hat ja nicht nur Nomade in Griechenland auf uns gewartet! Also haben wir am nächsten Morgen erneut die Leinen gelöst und sind aus dieser wunderschönen Bucht hinaus in den Saronischen Golf abgebogen. 29 Seemeilen unter Maschine lagen vor uns. Auf passenden Wind warten, hätten wir uns nicht erlauben können, denn so langsam wurde die Zeit knapp. Also haben wir mit Yanna, der netten Dame, die sich in den letzten Monaten so liebevoll um Filou gekümmert und alles organisiert hat, abgemacht, ihn in Athen, bzw. der Marina Zea in Piräus an Bord zu nehmen.
Die Fahrt dorthin kann man unter „unspektakulär und wunderschön“ verbuchen. Ein schnurrender Volvo, wenig Verkehr auf See und so eine Gelassenheit, dass wir abwechselnd im Cockpit gesteuert und gedöst haben.
Das Anlegemanöver in der Marina mit Mooringleinen und Heckleinen war wieder eine Premiere und kann unter Hafenkino verbucht werden. Nachdem wir uns per Funk angemeldet hatten, wurde Nomade von einem Mitarbeiter im Marinaboot abgeholt und zu ihrem Platz begleitet. Den Liegeplatz hat er uns frühzeitig gezeigt und am Steg stand ein weiterer Mitarbeiter bereit um die Mooringleine anzugeben. Leider war mein Bremsmanöver sowas von gnadenlos zu spät, dass ich gute 3 Plätze weiter erst zum stehen gekommen bin. Wie war das noch mit den 17 Tonnen Stahl? Da muss ich mich noch dran gewöhnen.
Nach dem verpatzten Aufstopper habe ich Nomade gedreht, was bei ungünstigem Seitenwind und wenig Platz eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat. Der gemäßigte Langkiel hat hier zum ersten Mal einen ziemlichen Nachteil bei Seitenwind auf den Bug aufgezeigt. Er drückt ihn weg und das Heck bleibt durch viel Lateralfläche wie festgenagelt stehen.
Also, kurz allen Stolz beiseite geschoben und dem Mariniero im Boot „PLEASE PUSH THE BOW.“ zugerufen. Das hat er offenbar nicht zum ersten Mal gemacht und gut dosiert mit seinem Boot den Bug in die richtige Richtung gedrückt. Mit dem Behelfsbugstrahlruder war es nach der Wende auch kein Problem mehr, rückwärts in die Lücke zu manövrieren.
Sabrina nach dem Anleger: „Ich will ein Bugstrahlruder!“
Finde ich Klasse, will ich nämlich jetzt auch.
Die Marina ist übrigens wirklich top. Alles sehr gepflegt, unheimlich hilfsbereit und gut gelegen. Preis pro Nacht für Nomade: 54 €, ohne Strom, ohne Wasser, ohne Wifi. *Autsch*
Aber man muss das ja immer gesamtheitlich betrachten und sich ein wenig schön reden, dann ist das schon ok. Jedenfalls haben wir etwas Baumaterial für Nomade von der Marina geschenkt und kostenlos ans Boot geliefert bekommen. Mit dem Taxi in den nächsten Baumarkt zu fahren wäre wieder ein riesen Akt geworden und hätte auch nicht wenig Geld gekostet. Von daher.
Achso, die Überschrift dieses Beitrags muss auch noch kurz mit einem Bild aus Kilada erklärt werden. Sieht man ja nicht so oft, einen doppelten Regenbogen bei dem Anfang und Ende sichtbar sind. Damit dürfte die alte Legende vom Topf mit Gold am unsichtbaren Ende des Regenbogens wohl geklärt sein. Wobei, nachgeschaut haben wir nicht…
Wie wir die Genua repariert haben und wie Filou an Bord gekommen ist, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.