Tausche Auto gegen…

Angefangen hat das bei mir mit den Videos und Filmen, da war ich 12. Mein Opa hatte damals zum Geburtstag eine Videokamera bekommen und es hat nicht lange gedauert, da bin ich mehr mit dem Gerät durch die Umgebung getigert als mein Opa selbst. Mein erstes Filmchen ist auch in dem Alter entstanden. Um den zu schneiden, habe ich mir von meinen Eltern und Großeltern die Videorekorder ausgeliehen und damit simpelsten Schnitt praktiziert. Die Ergebnisse waren entsprechend bescheiden, aber so fing es eben an.
Weiter ging es mit der ersten eigenen Kamera. Irgendwas gebrauchtes von Sony, ich weiß es nicht mehr genau. Danach ein Hi8 Gerät, mit dem ich die beklopptesten Dinge gemacht habe. Damals fand ich das total geil, diese schuhkartongroße Maschine mit Panzertape an den Schweller meines Autos zu kleben oder mit Gurten auf den Tank der ZX-9R zu schnallen und auf der Nordschleife „Schumi zu spielen“…
Nach dieser Phase des Ausprobierens wurde es irgendwann ernsthafter und gesitteter. Die erste digitale Kamera zog ein, die Ausrüstung wuchs. Das meiste was ich angeschafft habe, war Equipment aus dem Consumer Bereich. Mehr war im Budget einfach nicht drin. Aber auch damit lassen sich, mit sehr viel Nacharbeit, durchaus ansehnliche Filme machen. Komfortabel ist das allerdings nicht und ich bin oft an die Grenzen der Technik gestoßen. Also zog die nächste Kamera ein, die das Manko der vorhandenen ausgleichen sollte. So ging das immer weiter. Dann kam Sonnensegler.net und es wurde wieder aufgerüstet. Zum Schluss habe ich mit 5 verschiedenen Modellen gefilmt, die allesamt nicht das hergaben, was mir vorschwebte. Besonders lange gehalten haben sie auch nicht. Dabei muss man allerdings auch bedenken, dass Kameras für den Hobbybereich nicht so gebaut sind, dass sie ewig halten, wenn sie fast jeden Tag im Einsatz sind. Dafür sind solche Geräte einfach nicht konzipiert.
Letztlich hatte ich sogar Glück, dass sie all die verschiedenen Reisen und Einsätze überhaupt so lange mitgemacht haben.
Nach der letzten Reise war dann aber das Ende bei fast allen erreicht. Hier der Bildstabi kaputt, dort das Objektiv…

Also stand seit langer Zeit die Frage im Raum, wo will ich in Zukunft hin? Wieder etwas günstiges, oder so langsam mal den Sprung in die nächste Liga wagen? Für Sabrina war die Antwort klar. Sie unterstützt mich da wirklich sehr!
Ich selbst war mir lange unsicher. Klar, eigentlich wollte ich mich schon länger verbessern. Vor den professionellen Geräten hatte ich aber auch eine gute Portion Ehrfurcht. Gar nicht mal vor der Technik selbst. Ich hatte in erster Linie Bammel vor dem Handling, welches doch einiges mehr an Aufwand erfordert als bei einem kleinen Camcorder mit Vollautomatik. Man findet im Netz nicht wenige Videos von Leuten, die dachten, dass sie mit einem Profigerät automatisch bessere Aufnahmen machen. Anfangs ist ohne Erfahrung eher das Gegenteil der Fall und die Lernkurve flach.

Nach Wochen der Grübelei hatte ich dann ein Konzept und die Idee mit der Crowdfunding Aktion. Denn mal eben eine High-End Kamera aus der Bordkasse abzweigen wäre einfach nicht drin gewesen.

Nunja, das Ergebnis des Crowdfundings ist bekannt. Was nicht bekannt ist, erzähle ich euch jetzt:

Nachdem die Kampagne bei Startnext eine Weile lief war absehbar, dass wir das Finanzierungsziel nicht schaffen werden. Zumindest nicht, wenn ich nicht massiv Marketing betreiben würde. Da Marketing aber eines der Dinge ist, die ich absolut nicht drauf habe, war die Aktion quasi gelaufen. Was Sabrina und ich allerdings extrem toll fanden, war die Tatsache, dass doch einige Leute mitgemacht haben und sich manch einer stark ins Zeug gelegt hat. Neben Startnext gab es auch noch Menschen, die anders Helfen wollten.

Diese positive Resonanz hat dazu geführt, dass (vor allem) Sabrina mich etwas angestachelt hat: „Du kannst nicht einfach aufhören, wenn das jetzt bei Startnext nicht klappt!“
Nico: „Ich kann aufhören wann ICH will!“
Sabrina: „Nö, kannste nicht!“
Nico: „Was?“
Sabrina: „Als wenn du so einfach aufhören könntest…“

Wenige Tage später hatte ich mein Auto verkauft! (Es zieht jetzt noch leicht im Bauch, wenn ich das hier tippe, aber es wird langsam besser.) Aber Prioritäten mussten nun mal neu gesetzt werden!

Machs gut Modus, du warst ein treuer Begleiter.

Am nächsten Tag die Kohle zum Einzahlautomaten gebracht und einen Tag nachdem klar war, dass wir das Ziel bei Startnext nicht erreicht hatten, auf den Bestellknopf DER Kamera gedrückt, die schon eine Weile ganz oben auf einer Liste mit möglichen Modellen stand.
Die Kohle vom Auto hat zwar nicht ganz gereicht, aber es hat die Last deutlich abgeschwächt. Und sowieso brauche ich ja demnächst kein Auto mehr… Und wenn ich wieder zurück bin, hab ich ich ja noch mein Fahrrad…
Ok, denken wir nicht weiter drüber nach! In den folgenden Tagen habe ich eine Liste von 21 zu besorgenden Posten der neuen Filmausrüstung abgearbeitet, die schon lange vorher (für den Fall der Fälle) feststand. Die Zeit drängte, denn es sind nur noch 3 Wochen bis zur Abreise…

Jetzt steht ein kleines Hardcase mit Inhalt vor mir, an dem ich in den letzten Tagen viel gebastelt habe. Das Konzept sieht so aus:

EINE Kamera und nicht Fünf! Das Zubehör optimal auf den Einsatzzweck abgestimmt, dazu ergänzend noch eine kleine Actioncam.

Die Kriterien für die neue Kamera waren folgende (unter anderem):

– spiegellose Systemkamera
– MFT Sensor (beste Objektivauswahl und guter Kompromiss zwischen „Look“ und „Handling“)
– Wetterfester Body, wetterfestes Objektiv
– manuelle Steuerung bis in die letzte Ecke
– hoher Dynamikumfang
– etabliertes System zum Filme machen (Zubehör)
– erstklassiger Ton
– kompakt, leicht und unscheinbar
– frei schwenkbares Display
– hochauflösender Sucher
– sehr guter Bildstabilisator
– C4K (Investition in die Zukunft)

Am liebsten wäre ich bei Canon oder Sony geblieben, denn damit bin ich groß geworden. Bei Canon gibt es für meinen Zweck allerdings aktuell leider nicht annähernd das was ich gebraucht hätte. Bei Sony schon eher, aber auch dort hätte es für meinen Fall einige Kompromisse gegeben.

Am Ende der Recherche blieb ein Gerät von Panasonic übrig, welches alle Anforderungen erfüllt. Die GH5 !

Als ich sie ausgepackt habe, musste ich aufpassen nicht zu sabbern. Dann das satte Klicken, als das 12-60er Leica Objektiv im Bajonett eingerastet ist. Herrlich… Mein erstes Leica, übrigens. Das schöne am MFT Bajonett ist für mich, dass ich all meine EF, EF-S Objektive und sogar die alten FD Linsen mit Adaptern weiter benutzen kann. Hätte ich alle Objektive neu besorgen müssen, wäre an einen solchen Systemwechsel nicht zu denken gewesen. Aber der größte Teil meines Zubehörs kann weiter verwendet werden. Trotzdem haben für dieses unscheinbare Explorer-Case mit Inhalt mehr als 3.000 Euronen ihren Besitzer gewechselt.
Dafür habe ich jetzt allerdings ein System, welches auf lange Zeit keine Wünsche mehr offen lässt und durch das der Schnitt wesentlich erleichtert wird.

Und noch eine gute Nachricht gibt es zu verkünden. Kurz nachdem die Bestellung der Kamera raus war, hat sich jemand bei mir gemeldet, der bereits das Crowdfunding unterstützt hat. Michael, den ich im Sommer 2016 im Rhein-Rhône-Kanal kennengelernt hatte. Wir waren damals Leidensgenossen und hingen zusammen vor dem Erdrutsch fest. In den etwa 3 Wochen war ich oft bei Michael an Bord. Wir haben viel gequascht, zusammen gegessen und sind fast täglich mit den Rädern zur Baustelle gefahren. Ich habe Michael als Macher kennengelernt. Jemand der anpackt, nicht viel um den heißen Brei herum redet und das durchzieht, was er sich vornimmt.
Ich weiß noch, wie er einmal zu mir meinte: „Wenn ihr irgendwann mal Hilfe braucht? Sag bescheid!“
Ok, den Satz hört man öfter und wer mich kennt weiß, dass ich nicht gerne um Hilfe frage.

Als der Erdrutsch dann irgendwann beseitigt war und es weiter ging, haben wir uns aus den Augen verloren.

Nachdem die Aktion bei Startnext gelaufen war, hätte ich tatsächlich etwas Unterstützung gut gebrauchen können, gefragt habe ich trotzdem nicht. Umso größer war die Überraschung als ich eine Nachricht von Michael in meinem Posteingang hatte und keine 24 Stunden später eine Überweisung auf meinem Bankkonto verbucht war! Keine Diskussion, keine Ankündigungen, einfach gemacht, bedingungslos!

Ich bin immer noch stark beeindruckt von dieser Aktion!

Dieses lichtstarke 20mm Pancake Objektiv für die GH5 geht übrigens komplett auf dich, Michael. Ohne deine Unterstützung hätten wir uns das definitiv verkniffen. Danke. :-)

H-H020A LUMIX G 20 mm / F1.7 II ASPH.

Und wenn ihr mal am rechten Bildschirmrand schaut (oder im Smartphone ganz unten), dann findet ihr dort bei unseren Partnern „MisterDotCom“. Das ist Michaels Unternehmen, welches er selbst aufgebaut hat. Anhängerkupplungen für den Smart hat er entwickelt, Elektronikmodule und vieles mehr. Ein Macher eben.

Im nächsten Beitrag stelle ich euch dann mal etwas ausführlicher die GH5 vor.

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