Heute Abend war es endlich soweit! Der Pegel in Wesel hatte mit ziemlich genau 1,65m nach wochenlangem warten den ersehnten Höchststand der Miniwelle erreicht, die seit 3 Tagen den Rhein runter lief.
Sabrina war bereit, Nomade war bereit, ich war bereit! Bereit unser Schiff an den Gästesteg zu verlegen, von dem wir vor einigen Wochen eigentlich gar nicht weg wollten, weil sich ja kurzfristig herausgestellt hat, dass der Verein langfristig doch keine brauchbare Box für uns hat. Naja, hätte er eigentlich schon, aber lassen wir das besser…
Jedenfalls sind wir heute Abend zügig zum Hafen gefahren, um Nomade zu verlegen und die Box für den Unbekannten freizugeben, der seit Wochen vermutlich kaum schlafen kann, weil es nichts wichtigeres in seinem Leben gibt, als diese seine „eigene“ Box, deren Fingerstege er vermutlich noch selbst aus altem Panzerstahl über Kohlefeuer geschmiedet hat.
Der Volvo lief, Sabrina stand am Bug, ich am Heck. Ein kuzer Ruf: „Leinen los!“
Ich werfe die Heckleinen los, Sabrina die Vorleinen, ich laufe an den Steuerstand, Sabrina zu den Mittelleinen und 5 Sekunden später schiebt der Vierzylinder den Zweimaster langsam aus der Box.
„Sieht doch ganz gut aus.“ rufe ich optimistisch zu Sabrina, während Nomade weiter Fahrt aufnimmt. Man spürt zwar, dass sie sich noch etwas durch den Schlamm wühlen muss, aber es geht. Ich freue mich schon dass es klappt und gebe ein wenig mehr Gas, da knirscht es plötzlich leise, der Bug geht hoch, Sabrina schaut verwundert.
Nomade sitzt fest! Kein lockerer Schlamm, sondern fester Grund und zwar viel fester Grund! 10 Meter vor der Box geht nichts mehr, auch nicht mit hoher Drehzahl an der Propellerwelle, in einem Hafen, der bei einem Pegel von 1,45m laut diverser Vereinsmitglieder ja bereits über 2 Meter tief sein soll!
Nun haben wir einen Pegel von 1,65m und eine Wassertiefe in der Box von 1,85m. Weiter vorne war es also wesentlich flacher.
Ich hätte in dem Moment kotzen können und war froh, dass gerade niemand von den Vögeln auf der Steganlage war.
Also Rückwärtsgang rein, viel Gas und schnell dort runter, bevor die Strömung zu sehr versetzt. Hat geklappt und Nomade ließ sich halbwegs gerade zurück in die Rinne ziehen, die sie sich selbst in den letzten Wochen frei gewühlt hat.
Sabrina hat noch schnell ein Foto gemacht, dann Leinen fest und zügig runter von der Steganlage. An Land lief mir dann der große Meister über den Weg. Heute ist es mir gelungen, zumindest nur mittellaut zu werden, obwohl ich mehrere Gründe für einen höheren Lärmpegel als gestern gehabt hätte.
Offenbar kennt niemand der Verantwortlichen auch nur annähernd die Tiefen im Hafen. Aber damit nicht genug. Es wird felsenfest und hartnäckig wesentlich mehr angegeben als tatsächlich vorhanden ist. Man lügt und nötigt uns dazu, dass Schiff zu bewegen, obwohl es längst noch nicht möglich ist.
Damit konfrontiert war die einzige Antwort des großen Meisters: „Mir iss datt egal, ich halt mich da raus!“
Dazu fiel mir dann auch nicht mehr ein als: „Ihr seid auf dem besten Weg, euch als Verein lächerlich zu machen!“
Dann sind wir gegangen! Mal wieder ein Abend im Arsch.
Fortsetzung folgt…