Heute ist Donnerstag! Donnerstag ist Kontrolltag, seit einigen Wochen. Leider, muss man sagen. Denn jeden Donnerstag fahren Sabrina und ich zu Nomade, um nach dem Rechten zu sehen. Einmal Leinen kontrollieren, ein Rundgang an und unter Deck, das wars.
Seit über 2 Monaten ist es aufgrund des Niedrigwassers im Rhein nicht möglich den Hafen zu verlassen und zum Deck schrubben habe ich mittlerweile auch keine Lust mehr.
Eine Sache ist bei dem Hafenquatsch in letzter Zeit komplett untergegangen, fällt mir gerade ein. Das Thema Restauration.
Für alle, die nicht jeden Beitrag hier gelesen haben sei kurz erwähnt, dass wir Nomade von Griechenland an den Niederrhein gebracht haben, um sie hier umfangreich zu restaurieren. Als diese Entscheidung getroffen war hatte ich noch geschrieben, wie toll das hier bei uns am Niederrhein alles ist und das es hier ideale Möglichkeiten zur Restauration gibt.
Damals hatte ich vorab von zwei Werften in unserer Nähe grünes Licht bekommen „Alles kein Problem.“
Gleich bei uns um die Ecke am Wesel-Datteln-Kanal liegt eine dieser Werften. Die Leute dort sind kompetent und extrem gut ausgerüstet. Dort wurden zum Beispiel wesentliche Teile des Schwimmbaggers für den neuen Panamakanal gebaut und verschifft. Nomade ist für die Leute dort im Prinzip ein Klacks.
Im Prinzip, denn kurz nach meiner Ankunft in Wesel hat ein Gespräch ergeben, dass man ab sofort nur noch mit Großkunden zusammenarbeitet und alle Yachten nach und nach aus der Halle müssen!
Da war sie dahin, die erste tolle Möglichkeit.
Also schnell in Emmerich angerufen um (nochmal) abzuklären ob sie noch einen Stellplatz für den Winter haben. Bei diesem Gespräch kam dann überraschend heraus, dass es zwar Stellplätze gibt, der Kran jedoch Nomade nicht aus dem Wasser heben kann! Das Gewicht und die Größe wäre kein Problem, aber die Kielform würde mit diesem Kran nicht funktionieren. Letztes Jahr war das alles noch kein Problem!
Da war sie dahin, die zweite tolle Möglichkeit.
All das spielte sich übrigens vor dem Quatsch im Yachthafen Wesel und völlig unabhängig davon ab.
In der Zwischenzeit haben wir noch diverse weitere Häfen abtelefoniert, aber überall kann oder will man nicht. Im Weseler Stadthafen hat man angeblich keinen Platz, woanders geht dies nicht, dort geht das nicht…
Der Rhein in Deutschland ist damit für uns zur Falle geworden!
Mit Nomade hier her zu kommen war, nachdem wir nun viele Wochen darüber nachdenken konnten, die größte Fehlentscheidung, seit wir segeln.
Vorhersehbar waren diese Schwierigkeiten jedoch nicht, wobei wir uns manches sicherlich auch schöner geredet haben, als es tatsächlich ist. Die kurze Entfernung zu unserem Wohnort war wohl zu verlockend. Die Vorstellung, in 10 Minuten mit dem Fahrrad am Boot zu sein, war schon bestechend.
Was also jetzt tun?
Sobald wir genug Wasser unterm Kiel haben, geht es für uns erst mal in den Mahnensee. Dort hätten wir eigentlich gleich hin fahren sollen. Denn dort ist es immer tief genug und die drei Vereine im See sind ziemlich gastfreundlich. Mit unseren Booten Shamu, Mad Max und Eos haben wir im Mahnensee mehrere Jahre gelegen und eine tolle Zeit verbracht. Ich gehe davon aus, dass es mit Nomade nicht anders sein wird.
Das ist also der Plan für die unmittelbare Zukunft.
Wo Nomade dann im nächsten Jahr aus dem Wasser gehoben und restauriert werden soll, steht noch in den Sternen. Wir denken gerade in alle möglichen Richtungen, der Rhein ist aber so gut wie komplett raus. Es gäbe zwar theoretisch noch eine Möglichkeit in Duisburg, aber bei den Preisen die dort aufgerufen werden, könnten wir Nomade auch ans Mittelmeer verlegen und hätten noch was gespart.
In letzter Zeit klingt mir immer öfter der Spruch von Stefan aus Kilada im Ohr, als sich die Probleme ab etwa Höhe Österreich überproportional gehäuft haben: „Dreh um!“
Und ja, auch darüber denken wir mittlerweile ernsthaft nach und ich habe in letzter Zeit so manches Mal zu Sabrina gesagt „Wäre ich mal besser in Tuzla geblieben!“
Die Viaport Marina, Istanbul, Kilada, Sozopol, ja, sogar in Serbien gab es Häfen die besser für eine Restauration geeignet gewesen wären und ich werde nie vergessen, wie Boyco Nikiforov in Russe (Bulgarien) zu mir gesagt hat: „Du kannst hier auch jederzeit mit deinem Schiff raus gehen. Weiter oben wird’s eher schwieriger…“
Da habe ich noch gedacht „Was soll ich hier unten, mitten in Bulgarien mein Schiff aus dem Wasser heben!“
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke… über die technischen Möglichkeiten, über die Gastfreundschaft…
Ok, genug geträumt! Bleiben wir realistisch und schauen uns die Häfen an der Nordseeküste an. Genau das werden wir nächste Woche sehr wahrscheinlich machen. Denn Sabrina hat eine Woche Urlaub und da aktuell nicht viel Wasser den Rhein runter kommt, werden wir wohl mit dem Auto ans Meer fahren und ein paar mögliche Orte für Nomade dort oben im Norden anschauen.
Ein paar interessante Yachthäfen haben wir schon auf der Karte markiert, aber wenn jemand von euch einen Hafentipp für die Nordsee zwischen Emden und Wilhelmshaven hat, immer her damit.