Wer sich die Fotos im letzten Beitrag aufmerksam angeschaut hat, wird vielleicht bemerkt haben, dass am Heck von Morgenstern vor der Namensänderung nicht nur der alte Name und die Nummer des Flaggenzertifikats fehlten. Den Heimathafen hatten wir da ebenfalls bereits entfernt.
Wesel stand dort bis vor kurzem. Wesel, ein nettes Städtchen am Niederrhein. Als Heimathafen hat der Name seinen Weg auf das Heck unseres Schiffchens gefunden, weil es damals nach dem Bootstausch schnell gehen musste. Wir hatten keine Zeit, großartig darüber zu sinnieren, was eigentlich Heimat für uns bedeutet. Also kam eben Wesel ans Heck. Hier wohnen wir schließlich gerade und hier sollte das Schiff ja ohnehin eine Weile bleiben. Nun ist zumindest absehbar, dass diese Weile bald vorbei ist. Spätestens wenn im nächsten Frühjahr das erste Hochwasser kommt.
Welcher Heimathafen könnte also für Morgenstern in Frage kommen?
Darüber haben wir eine ganze Weile nachgedacht und sind schließlich zu der Erkenntnis gekommen, dass Heimat, so wie man es eigentlich definiert, praktisch keine Rolle für uns beide spielt. Die Geschichte meiner Familie ist geprägt von Flucht und Auswanderung. Meine Oma stammt aus Pommern, mein Opa aus Schlesien. Beide mussten nach dem großen Krieg flüchten und haben im Erzgebirge vorübergehend eine neue Heimat gefunden, bis in der DDR in den 80ern schließlich Unterdrückung und Verfolgung ihren Höhepunkt erreichten und meine Großeltern erneut die Koffer packten und mit einem Trick gen Westen flüchteten. Meine Eltern blieben nicht lange und wir verließen schließlich ebenfalls noch vor der Wende die Ostzone.
Auch Sabrina fällt es schwer, einen Ort zu nennen, wenn man sie fragt: „Wo liegt eigentlich deine Heimat?“
Also haben wir uns nicht die Frage gestellt, wo sich unsere Heimat befindet, sondern überlegt, wo wir uns am wohlsten fühlen. Na klar, am Meer, wo sonst! Aber an welchem Ort am Meer?
Als ich Sabrina danach gefragt habe, kam sofort eine eindeutige Antwort!
Eigentlich gab es in all den Jahren nur einen Ort am Meer, bei dem alles für uns gepasst hat. Ein Ort, an den wir zufällig gekommen sind, als es auf See richtig mies lief. Ein Ort, an dem wir einen Sommer lang an Bord unserer Eos gelebt haben, der Ort, von dem aus wir bis nach Santiago de Compostela gepilgert sind und an den wir irgendwie immer wieder zurückkehren.
Nicht nur uns ging es hier immer am besten, auch Filou, mit dem wir in diesem Sommer ein paar Tage dort waren, hat sich so wohl gefühlt wie selten zuvor.
Die Rede ist von Le Verdon-sur-Mer, unserem Sehnsuchtsort am Atlantik. Im Yachthafen „Port Médoc“ hatte Eos eine ganze Weile ihren Liegeplatz, hier begann meine erste Einhandfahrt. Praktisch alle größeren, positiven Veränderungen der letzten Jahre sind irgendwie mit Le Verdon verknüpft. Es war also relativ schnell klar, welchen Heimathafen Morgenstern bekommen wird!