Als ich vor etwa 2 Jahren damit begonnen hatte, einen E-Außenborder fürs Beiboot der Morgenstern zu konstruieren, da war dieses Projekt weder das Erste, noch sollte es das letzte Elektromotorprojekt sein.
Bereits als Kind hatten es mir Elektromotoren und alles was mit Strom zu tun hat angetan. Eigentlich wollte ich irgendwann auch mal Elektriker werden, aber meine Familie hatte bereits einen. Und so ging ich mit 17 Jahren eben in die Lehre als Kfz-Mechaniker. Ganz unbeeinflusst war diese Entscheidung zwar nicht, aber rückwirkend betrachtet waren die Jahre in der Werkstatt doch eine gute Basis für alles was danach folgte.
Mit Verbrennern hatte ich mich in all den Jahren des Schraubens immer nur irgendwie arrangiert. Ich hab die Aggregate repariert und auch zwei Motoren selbst konstruiert und gebaut. Einen Stirlingmotor und einen Vakuummotor.
Die Faszination für Elektroantriebe hat bei mir jedoch immer dominiert und hätte ich die Kohle übrig, stände schon längst ein E-Auto vor der Tür.
Was unsere Segelyacht angeht, so haben Sabrina und ich seit der Übernahme immer mal wieder damit geliebäugelt, sie eines Tages zum Stromer umzubauen und den Dieselmotor aus dem Schiffsbauch heraus zu operieren.
Die Übernahme des Schiffs ist jetzt mehr als 3 Jahre her. In dieser Zeit hat sich vor allem bei den Akkus und den Controllern enorm viel getan. LiFePO4 Zellen sind bezahlbar geworden und die heutigen Controller haben Wirkungsgrade und Leistungen erreicht, von denen man wenige Jahre zuvor nur träumen konnte.
Anfang diesen Jahres hatten wir uns nach langem hin und her deshalb letztendlich dazu entschieden, den Umbau anzufangen und diverse Systeme um den zukünftigen Elektroantrieb herum bereits während der laufenden Restauration entsprechend anders auszulegen. Wir haben Messfahrten gemacht und ich habe viel gezeichnet und gerechnet, um den optimalen Antrieb für unser Schiff zu entwickeln.
Die 230V Stromversorgung habe ich vor kurzem komplett erneuert und gleich auf 32A ausgelegt. Sie ist zwar noch nicht ganz fertig, aber eben schon zukunftsoptimiert.
Unsere Solaranlage hat jetzt eine Gesamtleistung von 700Wp. Diese Leistung bräuchten wir normalerweise nicht für unser normales Leben an Bord. Wir sind bis vor kurzem mit 160Wp ohne Probleme zurechtgekommen. Die 700Wp sind bereits darauf ausgelegt, den Fahrakku für den Elektroantrieb zu laden. Diese Leistung ist jedoch erst der Anfang. Sobald das Hardtop fürs Steuerhaus fertig ist, werden dort nochmal 600Wp installiert. Damit hätte Morgenstern dann eine 1,3kWp Solaranlage, mit der das Schiff, zusammen mit dem Windgenerator, völlig autark wird.
Was den Antrieb selbst angeht, der ist bereits durchkonstruiert und die ersten Komponenten sind bestellt. Sobald der erste Elektromotor & Controller hier sind, wird Morgenstern zur Hybridyacht umgebaut. Das bedeutet, der Diesel bleibt vorerst drin und beide Motoren wirken auf die gleiche Wellenanlage. Man kann also bei Bedarf schnell umschalten und das System ausgiebig bis in den Grenzbereich testen, ohne Angst haben zu müssen, ohne Antriebsmaschine dazustehen.
Sobald dann alles perfekt läuft, fliegt der Diesel raus und der zweite Elektromotor kommt rein. Das System aus zwei Elektroantrieben hat für unser Schiff viele Vorteile. Das erste ist die Redundanz. Es gibt zwei voneinander unabhängige Motoren, zwei Controller, zwei Drehzahlregler, zwei Schütze usw. … Fällt ein System aus, hat man noch ein zweites mit halber Leistung zur Verfügung. Das reicht, um in den nächsten Hafen zu kommen.
Ein weiterer Vorteil ist für uns die bessere Einbaulage. Zwei Motoren kann ich wesentlich platzsparender, symmetrisch neben der Wellenanlage einbauen.
Dritter großer Vorteil ist, dass ich bei meinem System das Drehzahlniveau perfekt auf den maximalen Wirkungsgrad bei Marschfahrt abstimmen kann und jederzeit ohne teure Anpassungen auch Motoren eines anderen Typs einsetzen kann, sollte das mal nötig sein.
Wie das ganze im Detail gelöst ist, darüber reden wir, sobald der Umbau beginnt.
Wer Interesse am aktuell eingebauten Volvo MD31 hat, darf das gerne auch jetzt schon anmelden. So einen Motor kauft und verkauft man schließlich nicht mal eben.
Der Zeitraum des Ausbaus dürfte im Spätsommer 2021 liegen.
Themenwechsel!
Wir haben einen Neuzugang im Fuhrpark!
Ich weiß gar nicht, wo ich bei der Geschichte anfangen soll…
Vielleicht im Sommer 1991?
Ja, da fangen wir an. In diesem Sommer bin ich das letzte Mal Trabi gefahren. Ich kann mich ziemlich genau daran erinnern. Mein Onkel hatte einen und er ist mit dem Trabi und mir durchs Erzgebirge gedüst. Bergauf und bergab, durch Schlaglöcher und über grobes Kopfsteinpflaster, im zweiten Gang Vollgas über die Sehmaer Höh, bis nach Walthersdorf und noch viel weiter.
Der Trabi hat das alles problemlos weggesteckt und für mich war die Fahrt ein riesen Spaß. Dabei war der Trabant 601 nichts neues und eigentlich auch nichts besonderes für mich. Im Gegenteil, die ersten 8 Jahre meiner Kindheit habe ich schließlich im Erzgebirge verbracht und da gab es bis auf wenige Ladas und Wartburgs nun mal hauptsächlich Trabis.
Ich kann mich sogar noch gut daran erinnern, wie wir Kinder manchmal an der Hauptstraße im Dorf gespielt haben und riesige Augen gemacht haben, wenn ein Westauto vorbei kam. Das hat auf uns mehr Eindruck gemacht, als die voll aufmunitionierten Panzer der NVA und der Sowjetarmee, wenn sie mit einem Höllenlärm an uns vorbei gedonnert sind. Die waren für uns Kinder normaler als ein BMW.
Irgendwann im Frühjahr 1989 wars dann Aus mit den Trabis und ich bin mit meinen Eltern und meiner Schwester in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) in den Zug gestiegen. Wenige Stunden später waren wir im Westen, nachdem meine Eltern 3 Jahre lang mit der Stasi um ihre Ausreise gerungen hatten und unzählige Verhöre und Repressalien über sich ergehen lassen mussten.
Das Land verlassen haben wir mit 3 Koffern und 20 DM in bar. So lief das, wenn man zu DDR Zeiten nach etlichen Jahren der Quälerei Grünes Licht bekam. Es blieb kaum Zeit, die nötigen Papiere zu besorgen und die Koffer zu packen.
Aber das spielte kein Rolle. Wir waren frei! Selbst ich als Kind habe das sofort gespürt. In der DDR herrschte irgendwie überall eine Stimmung der Angst. Angst vor der Stasi, Angst vorm System, Angst vor der Polizei, Angst vor Fremden, Angst vor Lehrern…
Und im Westen?
Da hab ich zum ersten Mal in meinem bis dahin kurzen Leben einen Grenzpolizisten lächeln sehen und war überrascht, wie freundlich Lehrer in der Schule sein konnten.
Das zu erwähnen ist mir wichtig, wenn wir über den Trabi reden. Denn bei aller Nostalgie für die Technik ist das bei mir niemals eine Nostalgie für die DDR. Für dieses System der Unterdrückung, Gleichschaltung und Diktatur empfinde ich nichts als Abscheu und Verachtung!
Wir Kinder dachten damals nach der Ausreise in die BRD, dass wir unseren Onkel in der DDR nie wieder sehen werden, aber plötzlich hat sich wenige Monate, nachdem wir 1989 endlich frei waren, das Volk der DDR schließlich auch die Freiheit geholt und die SED Verbrecher zum Teufel gejagt.
Überall in den Nachrichten sah man Trabis, wie sie vollgepackt mit Menschen über die Grenzen gefahren sind. Zuerst über einen riesigen Umweg, über Ungarn und Österreich, später direkt über die Grenze, die unser Land so lange geteilt hat.
Und so hatte ich viel früher als ich mir erträumt hätte, meinen Onkel wieder gesehen und bin zu meiner letzten Fahrt im Trabi gekommen.
Denn lange behalten hat er ihn nicht mehr, den kleinen grauen Trabant 601. Niemand wollte damals dieses Auto noch haben. Plötzlich hatte man eine Wahl und der kleine Zweitakter war schlagartig nichts mehr Wert.
Kurz nach der Wende konnte man einen nagelneuen Trabant im Werk in Zwickau für ca. 2.500DM bekommen. Inflationsbereinigt wären das heute etwa 2.100€. Aktuell zahlt man für einen Gebrauchten Trabant in Topzustand um die 10.000€. Bis 30.000€ gehen die Preise manchmal für Fahrzeuge die praktisch neuwertig sind.
Da blutet einem Technikfreak das Herz, wenn man daran denkt, wie die Trabis kurz nach der Wende einfach auf den Schrottplatz gefahren wurden, weil sie niemand mehr wollte.
Aber ich gebe zu, ich hätte sie damals auch nicht mehr gewollt, die Pappe, wie man ihn, den Trabant, oft genannt hat. Wobei er den Namen „Pappe“ meiner Meinung nach echt nicht verdient hat. Die gesamte Verkleidung des Trabant besteht aus Duroplast, aufgebracht auf eine Karosserie aus Stahlblech. Die Duroplastteile werden aus Baumwollfasern und Phenolharz in einem aufwändigen Prozess unter hohem Druck in einer Presse hergestellt und mit viel Hitze „gebacken“. Der Herstellungsprozess ist teilweise vergleichbar mit der Herstellung von GfK, nur etwas aufwändiger.
Das ganze Prinzip wurde aus der Not heraus geboren. Denn Stahl war in der DDR extrem knapp und teuer. Und nur deshalb hat sich die Produktion eines Autos mit Duroplast Verkleidung gelohnt.
In anderen Ländern wurde das nicht etwa deshalb nicht gemacht, weil es schlecht war, sondern weil es nicht bezahlbar war.
Selbst in der DDR hat es Jahrzehnte gedauert, bis die teuren Maschinen zur Herstellung der Kunststoffteile für den Trabant refinanziert waren. Das war mit ein Grund, warum er über Jahrzehnte praktisch unverändert vom Band lief. Man konnte es sich nicht leisten, mal eben auf etwas anderes umzubauen.
Und so war der Trabant 601 das einzige jemals in Großserie gebaute Fahrzeug mit einer kompletten Kunststoffverkleidung auf Stahlkarosserie.
Bei kleineren Auflagen von Sportwagen hat man das hin und wieder auch schon früher gemacht und heute ist es Stand der Dinge, Rennwagen mit Carbon auf Aluminiumrahmen zu bauen, um Gewicht zu sparen.
Nun ist der Trabant wahrlich kein Rennwagen mit seinem 26PS Motor. Aber er ist leichter als ein Formel 1 Bolide. Der Trabant 601 wiegt gerade einmal 615kg leer. Er hat vier Sitzplätze und einen Kofferraum der 420l fasst.
Und um es am Ende kurz zu machen, seit ein paar Tagen habe ich endlich einen! Gekauft als Scheunenfund, ohne Papiere, Baujahr 1986, aber mit gerade einmal 45.000km auf dem Tacho und Pneumant Erstbereifung, die sogar noch Profil hat.
Die ganze Geschichte des Fahrzeugs lässt sich leider nicht mehr exakt nachvollziehen. Beim KBA gibt es keinen Eintrag und es deutet vieles darauf hin, dass mein Trabi seit der Wende nicht mehr auf der Straße war.
Jetzt steht er bei Bekannten in der Einfahrt neben dem Haus und die Restauration ist bereits in vollem Gang. Dass er dort steht, wo er jetzt steht, ist ein riesiges Glück!
Denn als ich ihn gekauft habe, war die Bedingung, dass ich ihn schnellstmöglich auch abhole. Nur hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keine Garage oder einen anderen Stellplatz und auf einen öffentlichen Parkplatz stellen konnte ich ihn schließlich nicht, ohne Kennzeichen.
Also habe ich überall herumgefragt und einen Aufruf bei Facebook gepostet. Letztendlich hat sich genau eine Person gemeldet und bereit erklärt, dem Trabi für eine Weile Asyl zu geben. Eine ehemalige Arbeitskollegin, die ich seit mehr als 6 Jahren nicht mehr gesehen hatte! Dafür bin ich echt dankbar.
Mittlerweile habe ich auch eine Garage für den Trabi gefunden und warte aktuell nur noch darauf, dass die Formalitäten erledigt werden können.
Dann bekommt er bald ein Dach über den Kopf und der Herbst kann kommen.
Was dann mit dem Trabi langfristig passiert, verrate ich heute noch nicht, aber wir haben einiges mit ihm vor.
Was kurzfristig geplant ist, ist jedoch kein Geheimnis. Er soll schnellstmöglich auf die Straße, um an den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands teilzunehmen!
Dass das in den wenigen Wochen bis dahin gelingt, ist nicht so sehr eine technische Schwierigkeit, sondern vielmehr ein bürokratisches Problem.
Aber dazu mehr im nächsten Artikel, für den ich bereits eine Überschrift habe: