F.A.Q.

IMG_4121 Sonnensegler Snapdragon 890 EosWir haben uns nun dazu entschlossen, die am meisten gestellte Frage hier mal etwas ausführlicher zu beantworten. Häufig hört sich das so oder so ähnlich an:

„Wow, 3 Jahre Urlaub, dass möchte ich auch machen, aber wie zum T… finanziert ihr das und was kostet es?“

Fangen wir mit dem Urlaub an. Urlaub ist schonmal unpassend, denn wir buchen uns ja keine 3 Jahre in einem Hotel mit Vollpension ein. Eos beamt sich auch nicht per Knopfdruck an den nächsten Traumstrand in der Südsee, sondern muss erstmal dorthin gesegelt werden und das ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Insgesamt etwa 300 Tage auf See kann man für eine durchschnittliche Weltumsegelung auf der Barfußroute einkalkulieren. Manchmal fährt man wochenlang am Stück und ohne Landsicht. Tag und Nacht, bei jedem Wetter.
Dazu muss das Schiff ständig gewartet und gepflegt werden, es muss gekocht werden und die Wäsche wird auch nicht von alleine sauber. Diese und viele andere Aufgaben dauern auf so einem Segelboot oft dreimal so lange wie an Land und sind mühsamer. Wasser, Nahrungsmittel und Kraftstoffe bringt uns auch keiner an Bord. Mit dem Auto mal schnell zum Laden um die Ecke ist nicht. Dazu wird noch Zeit für die Törnplanung, Behördengänge und vieles mehr benötigt. Und was auch oft nicht bedacht wird, Familie und Freunde sieht man auch 3 Jahre lang nicht, es sei denn man hat genug Kleingeld für Heimaturlaub. Haben wir aber nicht.
Womit wir schon beim zweiten Teil der Frage wären. Beim nötigen Kleingeld für so eine Unternehmung. Wir haben weder im Lotto gewonnen, noch eine reiche Tante in Australien. Sabrina ist Erzieherin und Nico Kfz-Mechaniker, wir haben/ hatten also keine Jobs zum reich werden.
Wieviel Geld man aber nun genau braucht, um eine Weltumsegelung zu finanzieren, können wir euch pauschal nicht beantworten. Da sind die Ansprüche und der Verfügungsrahmen viel zu verschieden. Von „fast nix“ bis in den siebenstelligen Bereich ist alles möglich. Damit ihr aber eine ungefähre Vorstellung über die Dimension bekommt, wieviel so etwas kosten kann, wenn man bescheiden bleibt, stellt ihr euch jetzt einfach mal ein durchschnittliches Ehepaar um die 30, mit zwei Autos vor. Vor der Tür steht ein Passat und ein Golf mit durchschnittlicher Ausstattung. Beide gehen arbeiten, fahren einmal im Jahr in den Urlaub, gehen ab und zu shoppen. Beide führen ein völlig normales Leben, mit Partys, Ausflügen, Couch und Fernseher. So ein völlig normales, durchschnittliches Leben ist vor allem eins: Teuer, sauteuer!
Lasst mal den ganzen teuren Kram für viele Jahre weg, verzichtet auf die tollen Autos und ihr habt eure Weltumsegelung. Ok, dass ist jetzt vielleicht ein bisschen simpel formuliert, aber im Kern haben wir beide genau das gemacht, um unsere Große Fahrt zu finanzieren.
Wir haben über viele Jahre unseren Lebensstil unserem Ziel angepasst. Dazu gehört in erster Linie Konsequenz und Durchhaltevermögen. Wir haben auf vieles verzichtet, was der Durchschnittsbürger so besitzt und konsumiert. Um ein paar Dinge zu nennen: Keinen Urlaub, kein zweites Auto. Das Auto was wir hatten, war seinerzeit das günstigste Fahrzeug auf dem Markt. Damit meinen wir nicht die Anschaffungskosten, sondern die Gesamtkosten über einen langen Zeitraum gerechnet. Wir haben das Auto neu gekauft und 5 Jahre gefahren. War ein praktisches, kleines Auto und es hat sich gelohnt.
Weiter mit den Dingen, auf die wir verzichtet haben: Fernseher! Ja, wir haben seit einigen Jahren keinen Fernseher mehr und es hat uns nicht geschadet. Die gewonnene Zeit haben wir unter anderem in die Restauration unseres ersten kleinen Segelboots gesteckt. Weiterhin haben wir darauf verzichtet, jeden Monat 300 Euro für Disco, Kneipe, Kino, Restaurantbesuche und andere Freizeitaktivitäten auszugeben. Keine 300 Euro für Klamotten, Wellness, Schmuck und Friseur. Wir tragen hauptsächlich Second-Hand und schneiden unsere Haare selbst.
Das und vieles mehr kann, wenn man es konsequent und dauerhaft durchzieht, dazu führen, dass man das kleinere von beiden Gehältern jeden Monat sparen kann! Und jetzt rechnet mal bei euch aus, was da in 5 Jahren zusammen kommen würde.

Unser Leben haben wir also stark umstrukturiert und dadurch eine Menge Zeit gewonnen. Zeit, die wir in unser Schiff investiert haben und die wir dazu genutzt haben Dinge zu lernen, die wir noch nicht konnten. Fertigkeiten, die nötig sind, um so gut wie alles selbst zu reparieren und teils auch herzustellen. Zeit, in der wir lieber gesegelt sind, als vor der Glotze zu hocken.
Wir haben diese Umstellung im übrigen nie so empfunden, dass wir auf etwas Wichtiges verzichtet haben. Im Gegenteil, die Zeit, die wir gewonnen haben, ist in unseren Augen viel wertvoller. Kein schickes Auto, kein 42″ Flatscreen, das neueste Smartphone usw. kann uns das geben, was uns die Freiheit auf Eos gibt.
Unsere Ansprüche sind trotzdem nicht geringer geworden. Wir haben hohe Ansprüche, nur eben andere. Zeit und möglichst viel Freiheit ist das, was für uns von Bedeutung ist.
Zeit ist das, worüber wir uns häufig Gedanken machen. Darüber, wie wir unsere Lebenszeit am schönsten gestalten können. Ihr dürft nicht vergessen, dass euer Leben nicht unendlich ist.
Wir wurden auch nicht als Segler geboren und mussten alles mühsam lernen und uns erarbeiten. Die Fähigkeit dazu besitzt fast jeder von euch.

Für uns ist so eine Weltumsegelung weder Urlaub noch Ausstieg. Wir sehen das mehr als Umstieg in ein etwas anderes Leben. Ob es am Ende ein Erfolg wird? Ob wir es wirklich einmal rundherum schaffen? Wir wissen es nicht. Ist fast so, wie auf die Rente zu spekulieren, unvorhersehbar und ein bisschen riskant.

Vielleicht konnten wir damit die Frage beantworten. Jedenfalls wisst ihr jetzt, dass so ein „Projekt“ nicht mal eben mit einer Erbschaft oder einem Lottogewinn gestartet wird. Wenn wir am 8. Juni ablegen, hat es etwa 7 Jahre von der Idee bis zur Umsetzung gedauert. Jetzt sind es nur noch 9 Tage, also Anspannung pur bei uns.

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