Randy

Habe lange an der Überschrift zu diesem Beitrag gegrübelt und hatte zuerst folgende Ideen: „Mal wieder Biskaya“ ; „Gegen den Wind“ ; „Wetterberichte sind doch was fürn A….“
Letztendlich sehen wir den gestrigen Segeltörn aber mittlerweile durchweg positiv, auch wenn wir uns erstmal geärgert haben. Denn am Ende haben wir endlich Randy gesehen und er hat uns ein Stück weit zurück begleitet. Aber der Reihe nach.

Wir waren ein bisschen spät dran, denn ausgerechnet gestern morgen ist hier das Netz eines Mobilfunkbetreibers zusammengebrochen. Irgendwann konnten wir dann aber doch noch über Umwege die neuesten Wetterberichte einholen und haben uns dazu entschlossen, den Hafen zu verlassen und in die Biskaya zu segeln. In welche Richtung wir wollten könnt ihr euch ja denken.
Zwei Wetterberichte hatten wir. Alle beide haben Wind aus Nordwest vorhergesagt. Die Windstärken waren bei beiden leicht unterschiedlich. In einem waren sie sich einig, der Wind sollte zum Abend hin zunehmen. Beim ersten Bericht von 2 auf 3 beim zweiten von 3 auf 4 Beaufort. Sollte sich also gut segeln lassen, also sind wir los.

Hinter der Hafenmauer war dann allerdings schnell klar, dass die gemeldete Windrichtung mal so garnicht gestimmt hat. Wir bekamen es mehr oder weniger direkt auf die Nase. Also WSW statt Nordwest. Naja, sind wir bei beständigen 4 Beaufort wenigstens schnell unterwegs, haben wir uns noch gedacht, hatten allerdings auch Zweifel am gemeldeten Szenario. Denn statt blauem Himmel und 20°C haben wir bei dicker Wolkensuppe im Cockpit bei 14°C gebibbert.
Zwei Stunden später und bei mittlerweile beständigen 6 Beaufort konnten wir unseren Kurs hoch am Wind kaum noch halten. Wir hatten die Wahl zwischen abfallen, motoren oder wieder zurück nach Audierne. Benodet wäre auch noch eine Möglichkeit gewesen, wir hätten dann gemütlich vor dem Wind ablaufen können, aber von Benodet aus wäre der nächste Versuch nicht einfacher. Da ich davon ausgegangen bin, dass der Wetterbericht zumindest soweit stimmt, dass der Wind bis zum Abend hin noch stärker wird, sind wir wieder zurück nach Audierne, denn gegen Wind und Welle zu motoren macht wirklich keinen Spaß und gleich am ersten Tag nach Süden oder Südosten abfallen ist auch nicht gerade schön. Nach der Halse konnten wir auch relativ gemütlich zurück segeln und es ging uns gut dabei.

Kurz vor der Einfahrt in den Goyen hatten wir dann das Glück einen Delphin zu sehen. Tatsächlich nur ein einziger. Er war etwas größer als die Delphine, die wir im Ärmelkanal gesehen haben und es war ein Einzelgänger. Er hat uns eine zeitlang mit etwas Abstand begleitet und er hat einen Namen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit war es Randy!
Randy ist hier das, was der Esel in Wesel ist, nur ist er lebendig. Fast jeder hier kennt ihn und wir waren schon traurig, weil wir ihn bisher noch nie gesehen hatten. Und das obwohl wir jeden Tag den Goyen bis zur Küste gelaufen sind, um nach ihm Ausschau zu halten.
Randy ist ein Einzelgänger Delphin und er lebt hier in Audierne an der Küste. Er kommt fast jeden Tag den Goyen hochgeschwommen, manchmal bis in den Hafen und begleitet dabei häufig die Boote.
Und jetzt hat er uns zurück begleitet. Was für eine Freude. Hat sich also gelohnt nochmal nach Audierne zu segeln. Sogar finanziell hat es sich gelohnt, je nachdem wie man es sieht. Wir haben nämlich erst nachträglich gemerkt, dass wir versehentlich eine Nacht zuviel bezahlt haben. Wird jetzt verrechnet.

So, ich hol mir jetzt mal die neuesten Wetterberichte und dann werden wir heute Abend wieder den Goyen entlang bis zur Küste laufen. Wir wollen Randy nochmal sehen.

Achso, der Wind ist gestern bis zum Abend hin noch etwas stärker geworden. Wie stark genau weiß ich nicht, denn hier im Hafen, mitten in der Stadt zeigt unser Windmesser nicht viel an. Ich schätze, hohe 6 Beaufort mit 7er Böen. Bei den Bedingungen hätte ich nicht unbedingt in der Biskaya sein wollen, erst recht nicht in Höhe des Kontinentalhangs. War also eine gute Entscheidung zurück zu fahren und wird unter „interessanter Segeltag“ abgeheftet.

Da war die Welt noch in Ordnung. Später wurde es ungemütlicher.

Da war die Welt noch in Ordnung. Später wurde es ungemütlicher.

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