Der Ort Étel am Fluss Étel ist einer der Schönsten, den wir bisher in Frankreich besucht haben, soviel schonmal vorweg. Denn Etel und seine Bewohner können ja nix für ein paar einzelne…
Hier ist fast ein bischen die Zeit stehengeblieben. Der Fischereibetrieb scheint gut zu laufen und morgens stehen die Leute in einer Schlange bis auf die Straße, um die frisch gefangenen Meerestiere direkt am Hafen bei den Fischern zu kaufen. Hier ist alles gut besucht, aber nicht überlaufen. Es ist sehr belebt und nirgendwo stehen „À Vendre“ Schilder (Zu Verkaufen) an den Häusern. In Audierne war das deutlich anders.
Es wird hier noch mehr geangelt, als in den anderen Orten zuvor. Ich schätze hier angelt wirklich so gut wie jeder. Und im Gegensatz zu anderen Orten sind die Eimer der Angler hier auch gut mit Fischen gefüllt. Der Touristenaufschlag in den Geschäften und Lokalen ist hier spürbar geringer, als anderswo zuvor. Strand super, Hafen gepflegt, Menschen freundlich. Könnte also alles gut sein. Könnte! Wäre da nicht noch eine andere Seite, die uns den Magen verstimmt hat.
Angefangen hat alles mit einer Box für Eos. Wir hatten hier wieder das Glück eine Box zugeteilt zu bekommen, der Hafen war auch noch nicht so voll. Die Gasse war zwar so ziemlich das Engste, was uns bisher begegnet ist, aber der Anleger hat trotzdem prima geklappt. Eine halbe Stunde später hat man uns dann bescheid gesagt, dass die Box, in der wir liegen, wahrscheinlich morgen für ein anderes Schiff gebraucht wird, man würde sich also gegebenenfalls melden. Heute morgen um 9.00 Uhr wurde dann von den beiden Hafenmeistern der Frühschicht ein Boot in die Gasse geschleppt und die beiden waren etwas erstaunt, dass Eos in der Box liegt. Das Palaver konnte also beginnen und ich hab erstmal mitgeholfen, das geschleppte Boot in eine andere Box zu legen. Irgendwann war dann klar, dass wir Eos im Laufe des Tages an den Außensteg umlegen müssen, um dann später am Tag nochmal in eine freiwerdende Box verlegen zu dürfen. Die ganzen Diskussionen, warum, wieso, weshalb, geb ich jetzt hier nicht wider, das würde zu lang werden.
Als wir gerade einkaufen wollten, war es dann soweit, wir wurden zurück gerufen. Eos muss jetzt an den Außensteg, also Kommando zurück und raus aus der Komfortzone. Danach schnell einkaufen, Mittagessen und nochmal das Boot umlegen und wieder rein in die Komfortzone, in eine andere Box. Leider eine Box, in der wir noch keinen Nachbarn hatten. Hier in Frankreich gibt es eigentlich nur Doppelboxen und nach dem, was wir in den letzten Monaten so an Hafenmanövern erlebt und gesehen hatten, bekommen wir da manchmal ein ungutes Gefühl, wenn wir neben uns die Bugstrahlruder und die Rührerei im Getriebe hören.
Heute Nachmitag haben wir seit langem mal wieder ein Stündchen Siesta gemacht und in der Koje gedöst. Irgendwann kam er dann, unser neuer Nachbar. Nachdem er ein paar mal im Getriebe gerührt hat sind wir stutzig geworden und Sabrina ist rausgeklettert, um nachzuschauen ob jemand Hilfe beim Anlegen braucht. Auf meine Frage: „Wieviele an Bord und am Steg?“ und Sabrinas Antwort: „Zwei an Bord und zwei am Steg.“ war ich der Meinung nicht an Deck hetzen zu müssen. Ein grober Irrtum, wie sich ein paar Sekunden später herrausstellen sollte. Irgendwie hat der Skipper es innerhalb kürzester Zeit mit getrieberühren tatsächlich geschafft, gegen den Wind mit seinem offenen Sportboot mit Schmakkes längsseits in unser Heck allgemein und in die Badeleiter im speziellen zu donnern. Da hat auch Sabrinas Abdrückversuch keine Wirkung mehr gezeigt. Unsere Badeleiter hat zwar keinen Kratzer abbekommen, ist aber leider auch nicht mehr ganz so gerade wie vorher, sprich, etwas verbogen. Wir sind trotzdem entspannt geblieben und haben die beiden erstmal in Ruhe ihr Boot festmachen lassen. Kurze Zeit später waren sie nicht mehr an Bord. Sie haben, nach dem Festmachen, weder bei uns nachgefragt ob Eos einen Schaden hat, noch haben sie sich entschuldigt. Ärgert uns schon ein bischen, aber wirklich aufregen tun wir uns deshalb jetzt nicht. So ein Verhalten scheint hier in Frankreich normal zu sein. Jedenfalls hat sich bisher noch niemand für Kratzer und ähnliches bei uns entschuldigt oder nachgefragt. Eos wurde bisher schon als Fender benutzt, unsere Leinen zweckentfremdet, mehrfach mit Schlauchbooten und Sportgeräten gegen die Windfahnensteuerung gefahren und im Cockpit ist auch schon jemand ungebeten rumgetrampelt. Von abwesenden Päckchenliegern ganz zu schweigen, scheint das also ganz normal in Frankreich zu sein!
Aber mir fällt gerade noch etwas positives hier zum Hafen ein, die Duschen sind spitze! Lediglich das Licht geht nach zwei Minuten im ganzen Gebäude aus und man muss nackig durch den stockdunklen Vorraum watscheln, um den Bewegungsmelder wieder auszulösen. Nach dem dritten mal hatte ich den Weg aber drauf. Es sind trotzdem mit die besten Duschen, die wir in letzter Zeit hatten, das meine ich im Ernst. Das Wasser ist warm und es gibt drei, statt des sonst üblichen Einzelhakens. Sauber sind sie auch, fast. Also im Vergleich zu anderen Häfen wirklich spitze! Der Preis dafür, dass wir unser 8,90m Boot hier festbinden dürfen: Schlappe 23,00 € pro Nacht! In anderen Häfen haben wir häufig noch mehr bezahlt und noch weniger bekommen. Ich werde nie wieder über deutsche Preise jammern! Für drei Nächte hier, hätten wir Eos in unserem Heimatgewässer für einen ganzen Monat in einer Einzelbox festmachen dürfen. Einzelbox… Einzelbox… Einzelbox… Wach auf Nico, du bist in Frankreich!
Wir wollen also schnell nach Süden, allerdings nicht mehr Nonstop durch die Biskaya. Wir haben mittlerweile kaum noch Vertrauen in den Wetterbericht für diese Region. Deshalb und weil wir einfach nicht mehr warten wollen, werden wir jetzt an der Küste entlang nach Süden segeln. Immer die spanische Nordküste als Ziel vor Augen. Das ist unsere Motivation und natürlich die Delphine, denn wir begegnen hier fast auf jedem Törn welchen.
Die Leichtigkeit ist momentan aber leider komplett verschwunden. Rechtzeitig vor dem Herbst innen herum durch die Biskaya zu sein, wird ein hartes Stück Arbeit. Wir haben das Gefühl, der Herbst ist bereits hier, bevor der Sommer richtig begonnen hat.
Was den Wetterbericht angeht, waren für gestern 2-3 Beaufort und überwiegend Sonnenschein gemeldet. Wir sind dann bei durchgehend 5 Beaufort sehr schnell und unkomfortabel die 43 Seemeilen nach Etel gesegelt, haben ordentlich Regen abbekommen und einen recht großen Tornado bzw. eine Wasserhose gesehen. Soviel zum Wetterbericht. Wir waren froh, an diesem Tag nicht noch einen Versuch zur direkten Querung unternommen zu haben.
Heute gab es ein ähnliches Szenario, zwar immerhin kein Regen mehr, aber dafür noch mehr Wind als gestern. Wir sind deshalb heute auch nicht rausgefahren, denn vorne an der Mündung des Étel gibt es eine Barre mit 0,6m. Die geht nur bei moderaten Bedingungen und am besten bei Hochwasser. Da haben sich heute nur sehr wenige drüber getraut.
Aber wir sind nicht die einzigen Langfahrer mit Wetterpech. Dass die Vorhersagen nicht stimmen und die Bedingungen allgemein nicht die besten sind, zieht sich momentan von Spanien bis in den Ärmelkanal, wie wir von anderen hören.
Aber zum Schluß nochmal zu den Delphinen. Mit das Beste was wir unterwegs erleben, sind die Begegnungen mit diesen wunderschönen Meeressäugern. Dafür fahren wir gerne nochmal raus und lassen uns durchschütteln.