Im letzten Jahr sind wir ohne EPIRB gesegelt. Wir hatten ja ein UKW/DSC Funkgerät und ein Inmarsat Satellitentelefon an Bord.
Das Funkgerät deckt den Nahbereich unter Schiffen und in Küstennähe ab und hat im Sprechfunk eine Reichweite von ca. 20 Seemeilen, wenn beide Schiffe Segelyachten oder Berufsschiffe mit weit über der Wasseroberfläche montierten Antennen sind.
Die Reichweite wird in der Praxis in erster Linie von der Antennenhöhe bestimmt, da sich Ultrakurzwellen quasioptisch ausbreiten und eine solche „Welle“ nicht um die runde Erde „herumgucken“ kann. Das Bild auf der rechten Seite verdeutlicht das besser als lange Abhandlungen.
Theoretisch würde man mit 25Watt Sendeleistung deutlich weiter funken können. Das merkt man zum Beispiel bei einer Verbindung zu Küstenfunkstellen. Die haben ihre Antennen häufig auf sehr hohen Sendemasten und können teilweise auch noch in 60 Seemeilen Entfernung kontaktiert werden. Per DSC (Digital Selective Call) kann mit dem UKW Funkgerät auch ein digitaler Ruf ausgesendet werden.
Bei einem Seenotfall könnte man dazu z.B. eine Schutzkappe am Gerät hochklappen und den darunter liegenden Taster 5 Sekunden lang drücken. So ein Ruf geht dann bei allen erreichbaren Schiffen und Küstenfunkstellen ein und hat prinzipbedingt eine größere Reichweite als die analoge Sprechfunkverbindung. Würde man das auf Eos tun, würde unser Seefunkgerät ein Notsignal aussenden, dazu die MMSI (eine fest zugeteilte Rufnummer im Seefunk) und die Positionsdaten vom angeschlossenen GPS übermitteln.
Zusätzlich zur Hauptantenne im Masttopp haben wir noch eine kleine Backupantenne auf dem Geräteträger installiert und ein wasserdichtes UKW-Handfunkgerät an Bord. Damit ist man im Bereich der Küsten schon sehr gut und sicher ausgerüstet.
Wir wurden mal gefragt, ob nicht ein Handy für Kommunikation und Notrufmeldung reichen würde?
Antwort: NEIN
Zum ersten funkt so ein Handy nur bis zum nächsten Sendemast (maximal 5 Seemeilen) und auf See stehen da bekanntlich keine, zum anderen kann ich mit einem Handy nur einen Notruf an jemanden richten, dessen Nummer ich im Telefonbuch oder im Kopf habe. Das Schiff, das ein paar hundert Meter an mir vorbei fährt, wird nichts von meinem Problem mitbekommen!
Also, mit dem Handy oder Smartphone kann man kurz vorm Hafen mal zu Hause anrufen, aber für Notrufe oder normale Kommunikation auf See taugt es, bis auf wenige Ausnahmen, nicht.
Wenn es weiter hinaus auf See gehen sollte, hatten wir bisher auf ein Inmarsat Satellitentelefon gesetzt. Wir dachten, damit könnte man im Notfall auch mitten auf dem Atlantik einen Notruf absetzen. Theoretisch geht das auch. Im Isatphone ist die Nummer von Bremen-Rescue abgespeichert, es hat einen eingebauten GPS-Empfänger und ist wasserdicht.
Wir haben damit auch schon bei Seegang im Ärmelkanal mal meine Mama angerufen und über eine Datenleitung Gribfiles geladen. Funktioniert alles wunderbar. Wir waren überzeugt, damit auch im Ernstfall Hilfe rufen zu können. Bis zu dem Tag, an dem wir durchs Pointe du Raz gesegelt sind. Dort hatten wir die bis dato schwierigsten Bedingungen was Seegang angeht.
Danach waren wir beide nicht mehr so ganz überzeugt, ob man bei einem wirklich schweren Unglück, bei hohem Seegang oder gar im Sturm noch in der Lage ist, das Isatphone hochzufahren, die Antenne auf einen der vier geostationären Satelliten auszurichten, auf die Verbindung zu warten, die Nummer zu wählen, dafür zu sorgen, dass währenddessen die Ausrichtung bestehen bleibt und irgendwann das Problem zu schildern.
Vielleicht geht’s, vielleicht kriegt man das hin. Vielleicht auch nicht. Wollen wir aber wirklich nicht ausprobieren. Also haben wir nun doch ein EPIRB gekauft und registriert.
Ein EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon) ist ein Notfunksender, mit dem man durch einfaches auslösen per Knopfdruck (bei manchen Geräten auch automatisch) einen Mayday aussenden kann. Überall auf der Welt! Unabhängig von der Ausrichtung des Geräts!
Unseres ist ein „FastFind 220 EPIRB“. Manch einer wird sich jetzt vielleicht wundern und fragen: „Fast Find 220 ist doch ein PLB und kein EPIRB!?“
Auch wenn auf dem Aufkleber PLB steht, so ist unser Gerät tatsächlich ein EPIRB. Technisch besteht zwischen EPIRB und PLB kein Unterschied. Der einzige Unterschied sind zwei verschiedene Programmierungs- und Registrierungsverfahren. Ein PLB muss vom Besitzer in England auf dessen Namen registriert werden und würde im Ernstfall nur eine Zahlenfolge senden, die dann dem Namen zugeordnet wird. Ein EPIRB sendet zusätzlich die MMSI des Schiffs und eine HEX-ID.
Seit geraumer Zeit kann der FastFind 220 auch als EPIRB bestellt und bei der Bundesnetzagentur aufs Schiff registriert werden.
Man bekommt ihn dann mit Programmierungszertifikat. Darin wird die Programmierung als EPIRB mit MMSI und HEX-ID bestätigt.
Vor ein paar Tagen kam die neue Frequenzzuteilungsurkunde mit eingetragenem EPIRB. Wer nachschauen will, ob sein eigener Notfunksender nach der Registrierung bei der Bundesnetzagentur auch bei der ITU bekannt gegeben wurde, kann das unter folgendem Link selbst überprüfen: ITU Ship Search
Bei Eos ist da jetzt alles im grünen Bereich.
Jetzt aber wieder zurück zu unserem FastFind 220. Was kann er und wie funktioniert der eigentlich genau?
Das Ding ist wasserdicht, schwimmfähig und funkt je nach Temperatur 36 bis 48 Stunden nach Auslösung. Die Batterie hat eine Lebensdauer von 6 Jahren, bevor sie ausgetauscht werden muss. Will man damit einen Notruf absetzen, reißt man die obere Abdeckkappe ab und drückt den darunter liegenden Taster. Das wars. Mehr muss man nicht machen. Das Gerät sollte allerdings nicht unter Deck liegen, um garantiert zu funktionieren. Die korrekte Funktion wird dabei von einem LED-Blitzlicht angezeigt.
Einmal so ausgelöst, bestimmt das Gerät die Position mittels eines eingebauten GPS-Empfängers und sendet diese dann mit einer Mayday-Meldung an LEOSAR und GEOSAR Satelliten.
Die fünf LEOSAR Satelliten sind polumlaufende Satelliten, in einem niedrigen Orbit. Sie umkreisen die Erde von Pol zu Pol in etwa 850 Kilometer Höhe. Ein LEOSAR Satellit ist also nicht immer sofort da, wo ein EPIRB sendet. Es dauert maximal 60 Minuten, bis einer der LEOSAR’s jeden Punkt der Erde überflogen und so das Notsignal empfangen hat.
Neben den LEOSAR’s gibt es noch sieben GEOSAR Satelliten. Das sind geostationäre Satelliten, die in einer Entfernung von knapp 36.000 Kilometern über der Erdoberfläche synchron mit der Erde drehen und deshalb immer denselben Bereich nach Signalen abhören. Bedingt durch die geostationäre Umlaufbahn „sieht“ so ein Satellit allerdings nur einen Teil der Erde und auch den nur im Bereich ab dem 70° Breitengrad vernünftig. Eine Alarmierung zwischen 70° Süd und 70° Nord geht dafür aber ohne nennenswerte Verzögerung sofort bei den Rettungsleitstellen ein.
Das ganze System nennt sich COSPAS-SARSAT, ergänzt sich ideal und sorgt in Verbindung mit weltweit insgesamt 60 Bodenstationen für eine lückenlose Überwachung der internationalen Seefahrt aus dem Weltraum.
Drückt man also ein EPIRB, dann kommt auch jemand, egal wo man ist. Wer dieser jemand ist, entscheiden die verantwortlichen Leitstellen. Das kann ein anderes Schiff in der Nähe sein, die Küstenwache, ein Helikopter oder auch ein Flugzeug.
Unser EPIRB bekommt demnächst einen Platz in der Navigationsecke und wird dann hoffentlich in 6 Jahren zum Batteriewechsel geschickt!