Das Wetter passt gerade ziemlich gut. Kaum noch Dünung in der Biskaya und für zwei Tage Nordwind der Stärke 4 bis 5. Kommt nicht oft vor hier unten. Müsste man ausnutzen, um dieses Jahr noch aus der Ecke raus zu kommen und um das Cabo Finisterre vor dem Herbst noch im Kielwasser zu lassen.
Wir haben uns allerdings heute morgen endgültig gegen den nächsten Törn entschieden. Damit geht ein wochenlanger, innerlich ausgetragener Kampf zu Ende.
Die Entscheidung ist uns extrem schwer gefallen. Eos ab hier nicht mehr zu segeln fällt noch viel schwerer, als das Ablegen im Mahnensee in Rees. Denn wir fühlen uns auf unserem Schiff so wohl, wie sonst nirgends. Hier haben wir alle unsere Sachen, hier leben wir, hier ist unsere Basis, hierfür haben wir jahrelang gespart. Und doch haben wir mit der Entscheidung gegen den nächsten Törn auch entschieden, dass Eos verkauft wird.
Nicht sofort, denn ein paar Wochen werden wir unsere Basis noch brauchen, danach findet sich dann hoffentlich jemand, der besser zu ihr passt als wir.
Denn an Eos liegt es nicht, dass wir jetzt nicht mehr mit ihr weiter wollen. Es liegt an uns und daran, dass wir für diese Ecke der Biskaya kein Ticket haben. So ein Ticket kann einem auch niemand ausstellen, das können wir nur selbst. Das hat uns vor einiger Zeit mal ein Freund aus Paris gesagt, der die Biskaya sehr gut kennt. Damit ist gemeint, dass man sich vor jedem Törn absolut sicher sein sollte, dass man sich auf sich selbst verlassen kann. Für Nordsee, Ärmelkanal und den nördlichen Teil der Biskaya hatten wir so ein Ticket. Selbst am Pointe du Raz waren wir absolut sicher, dort gut durch zu kommen und sind es ja auch.
Ist man sich hier nicht absolut sicher, bei dem was man tut, dann wird es dort draußen gefährlich. Fehler verzeiht die Biskaya nicht.
Den Kopf stecken wir bei aller Schwere trotzdem nicht in den Sand. Denn diese Reise hat sich so, wie sie bisher war, gelohnt. Was wir bis hierhin gelernt haben ist unbezahlbar. Die Erlebnisse, die Begegnungen, die Wendepunkte. Ein echtes Abenteuer eben.
Selbst die kurze Fahrt über die Gironde nach Port Médoc hat sich gelohnt, denn auch hier haben wir wieder neue Freunde gefunden. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir demnächst mal erzählen.
Eos bleibt jedenfalls in Port Médoc. Sabrina hat heute einen Liegeplatz für einen Monat gebucht und wir bereiten unser Boot in den nächsten Tagen auf unsere Abwesenheit vor.
Nach Deutschland fahren werden wir allerdings noch nicht. Unsere Reise ist hier nicht zu Ende. Wir brechen nicht ab, sondern geben dem Ganzen eine neue Richtung. Wenn alles klappt, dann sind wir in einigen Tagen wieder unterwegs, nur eben anders.
Wir haben gerade das Gefühl, dass wir etwas Ballast abwerfen müssen und viel zu viel mit uns rumschleppen. Die Vorbereitungen für die nächste Etappe laufen jedenfalls auf Hochtouren.
Sonnensegler.net geht natürlich auch weiter, unser Motto bleibt dasselbe und eines Tages werden wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch wieder Segeln. Dann holen wir uns das Ticket und machen weiter, denn vom Wasser kommen wir sowieso nicht wieder los.