Fangen wir mit Eos an. Sie liegt jetzt hier gut festgemacht in ihrer Box. Die Segel sind verpackt, laufendes Gut verstaut und das meiste ist auf den Winter vorbereitet. Ein paar Tränen sind beim einpacken auch geflossen. Sie hat uns weit gebracht, wir haben lange hier an Bord gelebt. Mit Eos haben wir wundervolle Segeltörns genossen und schwierige Gewässer durchfahren. Aber da sind auch neue Perspektiven, neue Ideen und andere Möglichkeiten der Fortbewegung.
In der kurzen Zeit seit dem letzten Beitrag, haben wir bereits die ersten Angebote für Eos bekommen. Dazu nur ganz kurz etwas. Eos wird frühestens Ende des Jahres zu haben sein und auf Tauschangebote, auch wenn zwei wirklich interessante dabei waren, gehen wir nicht ein. Wer ansonsten ernsthaftes Interesse hat, muss sich noch ein wenig gedulden, bis wir soweit sind.
Ansonsten sind wir gerade gut damit beschäftigt, Listen zu erstellen, Infos zu sammeln und uns geistig auf eine Art Entschlackung vorzubereiten.
Die Idee dazu kam uns recht spontan, als wir in der letzten Woche zum ersten mal ein Tandem ausgeliehen hatten. Mit dem Fahrrad sind wir bis nach Montalivet geradelt. Hat unheimlich gut getan, mal etwas neues auszuprobieren. 60 Kilometer hatten wir am Abend hinter uns und das Rad mit dem Gefühl abgestellt, dass diese Tour nicht die letzte auf einem Tandem gewesen sein sollte.
Unterwegs kamen wir an einem kleinen, unscheinbaren Schildchen vorbei. Wir waren recht flott unterwegs und wenn ich nicht durch eine Freundin bereits etwas darüber erfahren hätte, wäre mir das Zeichen am Wegesrand überhaupt nicht ins Auge gesprungen.
Die Rede ist von einer symbolischen gelben Muschel auf blauem Grund. Damit werden die Jakobswege gekennzeichnet. Und wir sind vollkommen zufällig mit dem Tandem ein Stück eines solchen Weges gefahren. Später hat sich herausgestellt, dass wir mit Eos auf der Gironde sogar eben diesen Weg bereits gekreuzt haben, denn er verläuft von Norden kommend über die Gironde und geht ab dem nördlichsten Punkt des Médoc, dem „Pointe de Grave“ durch ganz Aquitanien, bis an die französisch – spanische Grenze. In Irun schlängelt sich dieser Weg dann als „Camino de la Costa“, als sogenannter Küstenweg, immer weiter gen Westen. Er kommt vorbei an fast allen interessanten Häfen und Buchten, die wir so gerne mit Eos angelaufen hätten. In Ribadeo geht er über in den „Camino del Norte“ und trifft in Arzúa auf den „Camino Francés“, den Hauptweg der Jakobspilger. In Santiago de Compostela endet dieser Hauptweg schließlich an der berühmten Kathedrale.
Der Jakobsweg selbst ist dort aber noch nicht zu Ende. Er setzt sich als „Camino Finisterre“ bis an das Cabo Finisterre fort. Jener Ort, von dem die Menschen früher dachten, die Erde sei dort zu Ende. Jener Ort, den wir eigentlich auf dem Seeweg mit Eos passieren wollten. Ein Punkt auf der Seekarte, der Sabrina und mir seit langer Zeit im Kopf herumgeistert und der für uns das Ende der Biskaya markiert. Das letzte schwere Kap für alle, die nach Süden wollen.
Mit Eos können wir das jetzt nicht schaffen. Also machen wir eben das, was wir momentan am besten können und was uns gerade als die einzig sinnvolle Möglichkeit erscheint die Biskaya zu umrunden.
Wir laufen zum Cabo Finisterre!
Ob wir die gesamte, etwa 1300 Kilometer lange Strecke ausschließlich zu Fuß bewältigen können, wissen wir jetzt noch nicht. Wird sicherlich nicht einfach. Aber wir sind gerade so fit, wie schon lange nicht mehr. Seit 8 Wochen gibt es kaum einen Tag, an dem wir weniger als 10 Kilometer zu Fuß zurück legen. Manchmal sind es auch mehr als 20 Kilometer.
Auf Wanderungen sind wir sehr gut vorbereitet, auf eine solche Distanz allerdings nicht. Wir haben zwar jeder zwei recht neue und gut eingelaufene Paar Wanderschuhe für unterschiedliches Gelände und ein leichtes Zelt, allerdings sind unsere Isomatten und die Schlafsäcke zu schwer. Einige Ausrüstungsgegenstände fehlen noch und andere müssen leichter werden, um auf ein erträgliches Gesamtgewicht zu kommen. Unsere gepackten Rucksäcke sind momentan mit 13kg (meiner) und 8kg (Sabrinas) noch deutlich zu schwer. Optimal wären 7kg für mich und 6kg für Sabrina.
Heute werden wir deshalb mit der Fähre rüber nach Royan fahren und leichteres Gepäck und Reiseutensilien kaufen. Spannend bleibt die Frage, ob wir es schaffen, mit dem Gewicht so weit runter zu kommen, dass am Ende unser kleines Netbook mitkommen darf. Wenn das nicht gelingt, ist nur ab und zu mal ein Minibericht, per Smartphone getippt, drin.
Das Gewicht der Handtücher konnten wir bereits radikal reduzieren. Von 550 Gramm, für zwei normale Handtücher, runter auf 110 Gramm. Nach dem duschen getestet haben wir unsere „Optiwisch Glas Poliertücher“ auch bereits. Funktioniert prima.
In den nächsten Tagen haben wir noch einiges in Erfahrung zu bringen und auszuprobieren.