07.05.2013 Heute haben wir mal etwas länger geschlafen, ist ja gestern auch sehr spät geworden. Wir melden uns um 11:00 Uhr bei der Schleuse Flaesheim an und müssen eine Stunde warten. Der Schleusenwärter hatte schon am Telefon nicht die beste Laune.
12:00 Uhr geht es los. Wir sollen in der großen Kammer hinter zwei Binnenschiffen festmachen. Wir nehmen vor dem Tor die Fahrt raus und beobachten das Treiben auf dem Binnenschiff. Wir wundern uns allerdings, warum sich auf dem niederländischen Frachter nichts tut. Dann sehe ich, wie sich eine Frau mit der Bugleine steuerbords abmüht und ein Matrose daneben steht und Pommes mampft. Ich gebe jetzt mal keine Personenbeschreibung ab, aber bei dem, was ich da vor der Linse habe, ahne ich schon nichts gutes.
Irgendwann ist der Kahn dann vorne rechts fest. Jetzt wird wieder eingekuppelt und kräftig in die Vorspring eingedampft. Wir müssen mittlerweile aufstoppen, um nicht zu nah ans Schleusentor zu kommen. Kurze Zeit später macht man uns das Tor vor der Nase zu. Ich bin ja eigentlich immer ruhig und freundlich, aber diese Aktion hat mich wirklich auf die Palme gebracht. In dem nun folgenden Telefonat wollte man sich rausreden, es war nicht sehr ergiebig. An dieser Stelle erkläre ich mal kurz, warum wir nicht einfach so mit einfahren konnten:
Wenn man als Sportboot hinter einem Binnenschiff in eine Schleuse einfährt, dann sollte man dies erst dann tun, wenn das Binnenschiff festgemacht ist und seine Schraube abgestellt hat. Es wäre dumm, einfach hinter eine laufende Schraube zu fahren, man würde in der starken Strömung jegliche Manövrierfähigkeit verlieren, erst recht wenn nur noch 15m Platz in so einer Kammer sind, weil vor uns zwei Binnenschiffe liegen.
An allen anderen Schleusen wurden wir von den Schleusenwärtern immer extra nochmal darauf hingewiesen, bloß nicht einzufahren, wenn die Schraube des Binnenschiffs noch läuft. Der „Herr der Schleuse“ in Flaesheim hatte seine eigenen Gesetze und Regeln.
Also erstmal zurück an den Anleger und auf die nächste Durchsage warten. Kaum haben wir festgemacht, kommt von einem anderen Schleusenwärter die Anweisung, dass wir in die kleine Kammer fahren können und solo nach unten geschleuset werden. Wir wundern uns und machen uns auf den Weg. Vorhin hat der andere Kamerad doch noch gesagt, dass gleich ein Binnenschiff in die kleine Kammer fährt und abwärts geschleust werden soll und wir deshalb mit in die Große müssen!?
Als unten das Tor aufgeht, staunen wir nicht schlecht, als vor der Kammer bereits ein Schiff wartet, das nach oben will. Warum der Kerl uns da etwas anderes erzählt hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Nun geht es also los, wir sind wieder richtig in Fahrt und wollen am späten Nachmittag in Friedrichsfeld sein. Das Wetter ist heute eher bescheiden, aber wir sind trotzdem gut gelaunt, denn heute sehen wir unsere Familie wieder.
Kurz vor Eins dann plötzlich die Ernüchterung. Der Bukh will nicht mehr. Gleiche Symptome wie gestern. Und plötzlich ist es still im Boot.
Ok, Hilfsmotor an und Fehler suchen, heute mit 3,1 kn. Zwei Stunden später ist alles erledigt und ich bin wieder sauber. Alle Kraftstofffilter und Dichtungen habe ich ausgetauscht und alles ist dicht. Die Kraftstoffpumpe födert nun im Leerlauf auch wieder ordentlich Diesel in den Überlauf. War also gar kein Leck, es waren einfach nur die Filter verstopft. Ich habe den Tank in Freiburg zwar gereinigt und die 100l Altdiesel gefiltert, waren aber wohl doch noch ein paar Schwebstoffe drin.
Irgendwann sind wir dann in Dorsten und melden uns zum Schleusen an. Zur Sicherheit machen wir auf unseren Maschinenausfall aufmerksam, man weiß ja nie. Wir werden solo geschleust, müssen dafür aber auch eine lange Wartezeit in Kauf nehmen. Der Schleusenwärter ist sehr freundlich und tut was er kann.
16:54 Uhr verlassen wir die kleine Schleusenkammer und fahren weiter Richtung Hünxe. Dort liegt unsere letzte Schleuse für heute. Wir müssen wieder ein bisschen warten, ansonsten läuft alles prima.
Unterwegs besuchen uns meine Eltern und mein Vater macht ein paar Fotos. Wir freuen uns riesig.
Gegen 20:00 Uhr dann der nächste Zwischenfall. Wir hören einen dumpfen Schlag und spüren einen Ruck unter den Füssen. Eos schüttelt sich und rappelt, der Bukh geht mit der Drehzahl runter. Wir vermuten, dass sich etwas um unseren Propeller gewickelt hat und kuppeln sofort aus. Wir lassen Eos auslaufen und versuchen im Stand einige Male mit kurzem einkuppeln Vor/ Zurück das Übel loszuwerden. Klappt leider nicht. Also wird wieder der Hilfsmotor angeworfen und wir schleppen uns mit „letzter Kraft“ in den „sicheren Hafen“.
Eos ist um 21:11 Uhr am „Wasserwanderrastplatz für Sportboote“ in Friedrichsfeld fest. Ein großes buntes Plakat im Glaskasten weißt stolz diese Liegestelle (mit Geldern der EU finanziert) aus. Schon herrlich, so direkt unter der stählernen Güterzugbrücke (am Flughafen ist wenigstens um 22:00 Uhr Schicht, hier geht das die ganze Nacht durch). Die Spundwand ist von der Höhe her für Binnenschiffe gedacht, richtig kleine Boote bekommen hier Probleme. Der Müll, die zerschlagenen Bierpullen und die Graffitis haben uns auch nicht gerade begeistert. Einen Papierkorb sucht man vergebens.