Alles fing an mit einer Flasche Prosecco. Als wir am 16.07. um kurz nach 4 Uhr ins Cockpit sind, stand dort eine Flasche Prosecco mit guten Wünschen von unseren Bootsnachbarn. Was für eine Überraschung.
Irgendwann haben wir dann, noch im Dunkeln, leise Cherbourg verlassen, mit dem Zielhafen L’Aber Wrac’h. Wir waren schon etwas aufgeregt, lagen doch das Kap La Hague, mit seinen starken Gezeitenströmungen, und ein 150 Seemeilen langer Törn vor uns.
Es lief dann aber alles wie am Schnürchen. Wir konnten den Gezeitenstrom voll ausnutzen und sind mit sagenhaften 10,5 kn über Grund am Kap und nördlich am Raz Blanchard vorbeigeschossen. Danach an Alderney und Guernsey vorbei. Alles prima. Dann kam er unheimlich plötzlich, der Nebel. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Genauso, wie in manchem Film. Innerhalb von zwei, drei Minuten von strahlendem Sonnenschein alles komplett in Nebel gehüllt. Alles grau, kein Horizont.
Eigentlich ist das dort draussen auch überhaupt kein Problem. Du siehst ja alles auf dem Kartenplotter, hast den Kompass und andere Schiffe auf dem AIS. Vor allem war da draussen ja auch keiner. Die nächste Segelyacht haben wir erst einen Tag später kurz vorm Hafen gesehen. Aber trotzdem ist das für den Kopf unangenehm.
Irgendwann gegen Abend hatte sich der Nebel dann aber auch wieder endgültig verzogen. Die Nacht verlief sehr ruhig.
Am zweiten Tag auf See haben wir uns dann wieder langsam der Küste genähert und gegen Nachmittag kam die Bretagne in Sicht. Wir konnten bei 5 Beaufort von achtern gut und schnell segeln. Dass der Wind aber über Stunden ganz langsam immer stärker wurde, haben wir überhaupt nicht richtig wahrgenommen. Gut, die Wellen wurden immer höher, aber das haben wir auf die abnehmende Wassertiefe zur Küste hin geschoben. Erst im Hafen, anhand der Aufzeichnung unseres Windmessers, haben wir gesehen, dass wir in den letzten zwei Stunden 7 Beaufort Wind hatten. Da waren wir etwas überrascht und schon ein kleines bisschen stolz auf uns. Eos ist übrigens sehr trocken da durchgesegelt. Ins Cockpit ist kein bisschen Wasser gekommen, nur übers Deck ist mal was drübergespült.
Wir haben uns dabei sogar wohlgefühlt.
Der Endspurt hinein ins Aber Wrac’h, einem Ria, war dann nochmal kurz spannend. Der Bukh hatte einen kleinen Aussetzer und wir wurden mit strömendem Regen und Gewitter begrüßt. War uns aber in dem Moment egal. Da freut man sich einfach nur übers ankommen, wenn die Leinen endlich fest sind. Und wir haben uns über ein Wiedersehen gefreut. Jürgen ist kurz nach uns mit seiner S/Y Delphin auch hier angekommen. Was für eine Freude.
Jetzt noch zu den Fischen und Meeressäugern da draussen:
Als erstes haben wir einen Mondfisch gesehen. Der Mondfisch lebt eigentlich in tieferen Regionen, kommt aber manchmal an die Oberfläche und sonnt sich dort. „Unser“ Mondfisch war etwa 1m im Durchmesser und hat die ganze Zeit mit einer Flosse gewedelt, als ob er winken würde. Das ist so schön, wenn du da draussen ganz alleine bist und dann taucht neben dir ein Tier auf. Selbst wenn mal ein Basstölpel vorbeifliegt, freuen wir uns wie kleine Kinder.
Als nächstes hat Sabrina einen kleinen Schweinswal weiter entfernt gesehen. Nur ganz kurz, dann war er wieder weg. Wir haben einen Tag später nochmal einen etwas weiter weg gesehen. Der hat irgendwas umkreist und vielleicht gerade gefressen.
Das beste zum Schluß, die Delfine.
Ich muss mich zusammenreissen, dass mir nicht beim schreiben die Freudentränchen auf die Tastatur kullern.
Unbeschreiblich schön. Werde ich nie vergessen, wie der erste im leichten Nebel etwa 50 Meter links von Eos aus dem Wasser schiesst. Dann noch ein Sprung und noch einer. Eos war schnell, aber der Delfin viel schneller. Ich hab Sabrina schnell geweckt. Hab fast schon geschrien.
Im nächsten Moment waren zwei Delfine neben Eos, direkt rechts neben mir. So nah, dass ich sie hätte anfassen können. Sie haben geguckt und waren neugierig. Ich konnte sie atmen hören.
Sabrina hechtet aufgeregt aus der Kajüte, setzt sich an die rechte Seite und sagt mir, dass sie keine Delfine sieht. Sie hat einfach nicht damit gerechnet, dass sie direkt neben uns sind und in die Ferne geschaut.
Ich hab gesagt: „Na hier sind sie doch, direkt hier, direkt neben uns“.
Das war ein Erlebnis. Wir haben uns sowas von gefreut. Wir freuen uns immer noch.
Kann man sich kaum vorstellen, wie schön so ein Delfin ist, wenn er freiwillig da draussen neben dir schwimmt und neugierig guckt und spielt.
Beweisfotos gibt es keine, das müsst ihr uns jetzt einfach glauben. In dem Moment hab ich nicht an die Kamera gedacht. Nach zwei Minuten waren sie leider schon wieder verschwunden.
Das Bild in unseren Köpfen bleibt für immer.
Der Ort hier ist genial. Ganz anders als alle anderen Häfen bisher. Weil wir hier nicht direkt an der Küste liegen, sondern in einem kleinen Hafen, knapp zwei Seemeilen landeinwärts, in einem natürlichen Ria. Der Tidenhub ist mit etwa 6 Metern wieder ganz ordentlich.
Tja, 600 Seemeilen und wir sind noch nicht müde. Das riecht nach Biskaya, oder?